"Fühlt sich Ihr Kind in einer Schule wohl, ist das die beste Wahl"
Von Ute Brühl
Unter Eltern gibt es einen Geheimtipp für Schulbesichtigungen: Ein Besuch auf der Toilette sagt viel über die Schüler und die Schule aus – und ob sich das eigene Kind wohlfühlen würde.
Beim "Tag der Wiener Schulen" am 4. Oktober 2017 und den vielen Tagen der offenen Tür im Herbst geht es für Eltern um zentrale Fragen: Schulschwerpunkte, Stundentafeln, Zusatzangebote, Betreuungskonzepte. Michael Sörös, Landesschulinspektor in Wien, gibt im KURIER-Gespräch acht Tipps jenseits der reinen Fakten.
Gespräch suchen. Egal ob Direktor, Administrator oder Lehrer: Reden Sie mit den Verantwortlichen. So bekommen Sie mit, wie diese über ihre eigene Schule denken und welche Aspekte sie betonen. Lassen Sie sich nicht davon abschrecken, dass es an der Schule einen oder zwei schlechte Lehrer gibt. Die gibt es an jedem Standort.
Schulkultur. Gar nicht so unwichtig sind auch Äußerlichkeiten: Wie sind die Schüler gekleidet? Welche Umfangsformen gibt es dort? Wie sind Gänge und Klassen dekoriert? Wenn Sie diese Schulkultur ablehnen, spürt das auch Ihr Kind.
AHS oder NMS? Besonders in Ballungsgebieten wie Wien wollen Eltern, dass ihre Kinder auf das Gymnasium kommen. Doch nicht jedes Kind schafft es auf die AHS. Keine Panik: Auch in Wien gibt es Neue Mittelschulen, in denen Schüler gut lernen. Manche bieten interessante Schwerpunkthemen. Dort ist ein Kind, das leicht überfordert ist, besser aufgehoben. Das ist keine Endstation.
Breites Angebot. Wissen Sie noch nicht, ob Ihr Kind eher naturwissenschaftlich oder doch eher sprachlich begabt ist? In diesem Fall ist es besser eine AHS zu suchen, in der sowohl der naturwissenschaftliche als auch der sprachliche Zweig angeboten wird. Ist Eltern wichtig, dass Ihr Kind Latein lernen soll, müssen sie darauf schauen, dass dort der Latein-Kurs tatsächlich immer zustande kommt. Erkundigen Sie sich auch über Zusatzangebote im Haus.
Neue Kontakte. Nicht von der Gruppe treiben lassen. Klären Sie mit Ihrem Kind, dass es nicht mit dem besten Freund aus der Volksschule in einer Klasse sitzen wird.Gute Erreichbarkeit. Es muss nicht die Schule ums Eck sein, doch ein kurzer Schulweg erleichtert das Familienleben. Zu viel Energie geht verloren, wenn Kinder lange im Bus sitzen oder Eltern sie täglich hinbringen müssen.
Wünsche befolgen. Geht Ihr Kind in ein Schulhaus und fühlt sich dort sofort wohl, dann ist diese Schule die beste Wahl. Auch umgekehrt gilt: Will ein Kind dort nicht hin, dann sollten Sie eine andere Schulen suchen.
Gelassen bleiben. Die perfekte Schule gibt es nicht. Und auch, wenn man eine "falsche" Wahl getroffen hat, kann man sie noch ändern. Bleiben Sie gelassen, denn Ihre Aufregung überträgt sich auf Ihr Kind.