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Studie: "Sonnencremen nicht verteufeln"

Zinkoxid ist ein weit verbreiterter physikalischer Filter in Sonnencremes. Er schützt vor UV-Strahlung. Doch möglicherweise kann gerade diese Substanz das Krebsrisiko erhöhen, meint Yinfa Ma von der Missouri University of Science and Technology, USA: Denn Zinkoxid reagiere mit dem UV-Licht, es komme zur Bildung von freien Radikalen – und die wiederum können das Erbmaterial (DNA) schädigen und dadurch das Hautkrebsrisiko erhöhen.

Der Chemiker Ma kultivierte Lungenzellen in einer Nährlösung, gab Zinkoxid dazu und bestrahlte die Zellen mit UVA-Licht: Nach drei Stunden war die Hälfte der Zellen abgestorben – deutlich mehr als in einer Nährlösung ohne Zinkoxid.

"Unsere Forschungen sind aber erst in einem sehr frühen Stadium. Nach wie vor rate ich dazu, Sonnencreme zu verwenden, denn das ist besser als ungeschützt zu sein."
Ähnlich Univ.-Prof. Hubert Pehamberger von der MedUni Wien: "Das ist eine Studie in einer sehr frühen Phase mit Zellkulturen, es gibt überhaupt keine klinischen Daten am Menschen. Der Rückschluss, dass das Hautkrebsrisiko erhöht wird, ist sehr weit hergeholt. Und es ist nicht sinnvoll, Sonnencremen jetzt zu verteufeln." Denn dies würde erst recht das Krebsrisiko erhöhen.

Das sagt auch der Dermatologe Univ.-Prof. Peter Wolf von der MedUni Graz: "Diese Bedenken sind nicht neu. Nach unserem derzeitigen Wissen ist der Nutzen von Zinkoxid aber deutlich größer als dieses theoretische Krebsrisiko. Denn solche potenziell schädlichen freien Radikale entstehen auch nur durch die UV-Strahlung alleine – und ohne Sonnenschutz ist die Zahl dieser Radikale möglicherweise sogar noch größer." Darüber hinaus habe der Körper Schutzmechanismen, um diese freien Radikale – zumindest in einem gewissen Ausmaß zu beseitigen.

Auch Greenpeace äußerte sich im Vorjahr kritisch über den Einsatz von Mineralien (Zinkoxid, Titanoxid) in Nanogröße: Es sei nicht erforscht, welche Auswirkungen diese kleinen Teilchen auf Kinderhaut oder die Haut von Senioren haben – und ob Nanopartikel nicht über kleine Risse in die Haut eindringen können.

"Für gesunde Haut (bei der die oberste Schutzschicht intakt ist, Anm.) konnte ein solches Verhalten nicht nachgewiesen werden", heißt es in einer Stellungnahme des Dermatologen Univ.-Prof. Harald Maier, MedUni Wien. "Über Langzeitauswirkungen und mögliche Risiken an nicht-intakter Haut fehlen zuverlässige Daten." Maier betont: "Auf keinen Fall darf diese Diskussion aber die grundsätzliche Bedeutung von Sonnenschutzmitteln für die Gesunderhaltung der Haut erschüttern."

Unterdessen gibt es Daten, dass Sonnenschutzprodukte mit DNA-Reparaturenzymen einen zusätzlichen positiven Effekt haben und die Entstehung krebsfördernder Botenstoffe unterdrücken können.

Zu sparsam beim Einschmieren

Zwei Milligramm Sonnnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut: So viel ist notwendig, um den auf der Packung angegebenen Lichtschutzfaktor zu erreichen. Bei einem Erwachsenen entspricht das etwa 36 Gramm (sechs Teelöffel). Untersuchungen zufolge verwenden die meisten Verbraucher aber nur etwa ein Viertel dieser Sonnencreme-Dosis.

Dadurch reduziert sich aber auch der Schutzfaktor auf ein Viertel. Viele Experten raten deshalb generell, zumindest einen Lichtschutzfaktor von mindestens 25 zu verwenden. Ärzte der Uni Erlangen haben übrigens herausgefunden: Im Urlaub schützen viele Eltern ihre Kinder weit besser als zu Hause – da schätzen sie die UV-Gefahr als gering ein.