So wird die Pollensaison 2015
Von Ingrid Teufl
Juckt schon die Nase? Oder tränen die Augen? Die untrüglichen Zeichen für den Beginn der Pollensaison mehren sich dieser Tage. Die Frühblüher Hasel und Erle haben heuer weniger Probleme bereitet, nun steht aber der Pollenflug der Birke unmittelbar bevor. Die Experten des Pollenwarndiensts der Medizinischen Universität Wien rechnen ab Ende dieser Woche damit, sofern das Wetter stabil bleibt. Aufgrund ihrer komplexen Berechnungs- und Vergleichsmodelle geht Leiter Uwe Berger generell von einer "eher durchschnittlichen" Saison aus.
Allergiker können sich dennoch nicht in Sicherheit wiegen, betont Katharina Bastl. Sie arbeitet beim Pollenwarndienst in der Forschungsgruppe Aerobiologie und präsentierte am Dienstag neue Forschungserkenntnisse. "Die Gesamtpollenmenge in der Luft kann man nicht mit den Beschwerden gleichsetzen." Beginnt die Saison beispielsweise plötzlich, leiden Allergiker mehr, weil die Pollenmenge sprunghaft ansteigt. Bei langsamerem Anstieg könne sich der Körper offenbar besser auf die Belastungen einstellen.
Mundgeruch und schlechte Laune als mögliche Folge von Pollenallergie
Während des Pollenflugs würden viele Allergiker am liebsten auswandern. Beschwerden wie Heuschnupfen, entzündete und juckende Augen auf ist häufig auch das alltägliche Leben von Betroffenen sehr belastet. Wantke: "Die Schlafqualität leidet - und damit verbunden der berufliche und schulische Erfolg. Aber auch verringerter Geschmacks- und Geruchssinn, häufige Nasennebenhöhlen-Entzündungen, Schnarchen und sogar Mundgeruch durch die vermehrte Mundatmung können Folge einer Allergie sein." Tätigkeiten, die für einen gesunden Menschen selbstverständlich sind, werden für Menschen mit allergischer Rhinitis zur Belastung. So fällt es vielen schwer, eine Treppe schnell hochzusteigen und sie sind bei der Garten- oder Hausarbeit eingeschränkt. Durch die verquollenen, roten Augen fühlen sich viele Allergiker unattraktiv, sie bleiben mehr zuhause, die Laune ist schlecht und sie sind weniger glücklich.
Das einfachste und effizienteste Behandlungskonzept - den Auslösern aus dem Weg gehen - funktioniert gerade bei den in der Luft herumschwirrenden Blütenpollen nicht. Allergologen setzen daher darauf, so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. "Passiert beides konsequent und frühzeitig, sind die Beschwerden schon recht bald erträglich oder gar ganz weg", erklärt Reinhart Jarisch, stellvertretender Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums auf den Punkt. Ähnlich argumentiert auch Univ.-Doz. Felix Wantke, Lungenfacharzt und Leiter des FAZ. "Beim ersten Allergieverdacht einen allergologisch geschulten Facharzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen!" Mit modernen Diagnosemöglichkeiten lassen sich Allergie-Auslöser rasch und gezielt finden. Dazu zählt etwa der sogenannte PRICK-Test, bei dem eine Reihe von Allegenen in die Haut geritzt wird. Die Reaktion darauf gibt Aufschluss über den Grad der Allergie.
Spezifische Immuntherapie
Viele Ärzte und Betroffene setzen bei anhaltenden Beschwerden auf eine sogenannte spezifische Immuntherapie (SIT, auch unter Allergie-Impfung oder Hyposensibilisierung bekannt) Jarisch erklärt, wie sie wirkt: "Das krankmachende Allergen wird über etwa drei Jahre in Form von Spritzen, Tropfen oder Tabletten zugeführt. Da man die Dosis langsam steigert, entsteht ein Gewöhnungseffekt und das Immunsystem lernt, die Allergie-Auslöser wieder zu tolerieren." Bei einer Pollenallergie liegt die Erfolgsrate im Durchschnitt bei rund 80 Prozent. Mit einer SIT kann auch die Entstehung weiterer Allergien sowie die Ausweitung der Symptome von den oberen Atemwegen in die Lunge und damit Asthma verhindert werden. "Etwa ein Viertel aller Patienten und Patientinnen mit unbehandeltem Heuschnupfen entwickeln im Laufe der Zeit Asthma bronchiale. Asthma ist zwar recht gut kontrollier-, aber nicht mehr heilbar", informiert der Lungenfacharzt Felix Wantke, ärztlicher Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums. Kritiker unter Patienten und Ärzten argumentieren jedoch, dass die Immuntherapie auch zu einer Verlagerung der Beschwerden führen könne und empfehlen, Für und Wider genau abzuwägen.
Info: Mehr über Pollenflug, Belastungen und Allergenvermeidung finden Sie beim Pollenwarndienst und auf der Infoplattform Allergenvermeidung.
Mit der Pollen-App wurde die Pollenwarnung, die seit 4 Jahrzehnten telefonisch und später auch im Internet verfügbar war, vor zwei Jahren auch mobil. Die bis dato mehr als 140.000 Nutzer und Nutzerinnen haben damit einen raschen Überblick, wo und in welchem Ausmaß "ihre" Allergie-Auslöser gerade in der Luft sind. Zum Saisonstart wurden einige Neuerungen eingeführt - unter anderem auf Basis der Rückmeldungen der bisherigen Nutzer. "Neu in der App sind die detaillierten Blühzeiten und ein Countdown bis zum Saisonstart", erklärt Pollenwarndienst-Leiter Uwe E. Berger von der MedUni Wien. "Dazu gibt es Infos zur durchschnittlichen Tagesbelastung für den aktuellen Standort. Angezeigt wird die Stärke der Beschwerden, die derzeit von den Benutzern der App gemeldet werden." Um diese personalisierten Dienste nutzen zu können, müssen die Beschwerden regelmäßig ins "Pollentagebuch" eingetragen werden. Die Datenschutzbedingungen wurden übrigens ebenfalls überarbeitet. Zur Anmeldung ist beispielsweise ab jetzt nur mehr eine Mailadresse nötig. Die Nutzer bräuchten keine Sorge haben, dass ihre persönlichen Daten missbräuchlich verwendet werden, betont Berger. "Als Medizinische Universität stehen wir dafür, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden und ausschließlich für unsere Forschungen verwendet werden." Denn auf die Angaben der Allergiker sind die Experten besonders angewiesen. Berger: "Je genauer und regelmäßiger die Symptomdaten eingetragen werden, umso treffsicherer kann daraus eine persönliche Prognose berechnet werden." Info: Die App können Sie hier kostenlos herunterladen.