Sie waren mutig und ihrer Zeit weit voraus: Frauen im Porträt
Ihr Name ist wohl nur wenigen bekannt, dabei gebührt Christine de Pizan (1364 bis 1430) ein besonderer Platz in der Geschichtsschreibung – ist sie doch die erste bekannte Feministin des Abendlands. Als sie 25-jährig ihren über alles geliebten Ehemann verlor und gezwungen war, den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie selbst zu verdienen, begann sie zu schreiben. Zuerst Gedichte, später Sachliteratur: Werke über Erziehung, Kriegskunst und männliche und weibliche Zeitgenossen.
Das Buch, das sie zur ersten Feministin machte, erschien im Jahr 1404: „Die Stadt der Frauen“. Darin verteidigte sie das weibliche Geschlecht nicht nur gegen die Angriffe der Männer, die aus purem Neid und Konkurrenzdenken die Frauen verleumden würden. Manche Männer stellte sie gar als Versager dar. Für Pizan war klar, dass Frauen zumindest die gleichen Fähigkeiten haben wie Männer. In ihrem berühmten Werk beschreibt Pizan übrigens eine imaginäre Stadt, die nur von Frauen bewohnt und regiert wird, und in der auch nur sie arbeiten.
Starke Frauen, die nicht jede kennt, aber kennen sollte:
Subjektive Auswahl
Mutige Frauen, visionäre Frauen, abenteuerlustige Frauen, unkonventionelle Frauen: In der Redaktion wurde heftig diskutiert. Namen wie Grete Rehor, Alma Mahler-Werfel, Marlene Dietrich, Helen Keller, Hildegard von Bingen, Amelia Earhart, Sophie Scholl und Jeanne d’Arc sind gefallen. Unsere völlig subjektive Auswahl erinnert an prominente und stellt noch nicht so bekannte vor. Allen gemeinsam: Sie waren außergewöhnlich, sind gegen den Zeitgeist sowie die Männerwelt angetreten und waren sogar bereit, im Kampf für Gleichberechtigung ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Gegen den Strich gebürstet, können sie bis heute Vorbild und Mutmacherinnen für nach wie vor benachteiligte Frauen sein.
Eine dieser Pionierinnen war es auch, die 1910 einen Internationalen Frauentag vorschlug, den wir in vier Tagen begehen: Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin kam 1910 mit der Idee eines nationalen Kampftags für das Frauenstimmrecht zur Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz nach Kopenhagen. Schon der erste Frauentag in den USA 1909 war ein Erfolg gewesen, weil sich bürgerliche Frauenrechtlerinnen sowie Suffragetten den Forderungen nach dem Frauenwahlrecht anschlossen und gemeinsam mit den Sozialistinnen demonstriert hatten. Die Idee, diese Form des Protestes zu wiederholen, war schnell geboren: Der erste Internationale Frauentag fand dann am 19. März 1911 in Österreich-Ungarn, Deutschland, Dänemark und in der Schweiz statt. Und begründete eine Tradition: An Frauentagen wurden nun viele politische Ziele zum Thema gemacht, wie Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnabschläge, Senkung der Lebensmittelpreise, regelmäßige Schulspeisung und legaler Schwangerschaftsabbruch.
Weltweit
1977 ebnete ein Beschluss der Vereinten Nationen den Weg für einen weltweiten Internationalen Frauentag, der seitdem am 8. März begangen wird.
Wer sich vor Augen hält, dass geschätzte 163 Millionen Frauen nicht zur Welt gekommen sind, weil sie Opfer von selektiver Geburtenkontrolle geworden sind, weiß, dass der Kampf längst nicht zu Ende ist. Egal ob in China, Indien, Vietnam, Südkorea, Taiwan, Aserbaidschan, Georgien oder Albanien – in sehr vielen Ländern ist die Abtreibung weiblicher Föten in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich gestiegen.
Welch ein Verlust für die Welt.