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Schönheitschirurgie „unregulierter Markt"

Das Geschäft mit der Schönheit floriert mehr denn je. In den Medien wird vorgelebt, wie Brüste, Nasen und Hinterteile auszusehen haben – davon profitieren vor allem die Ärzte. Schätzungen zufolge werden in Österreich jährlich 40.000 Eingriffe und ästhetische Behandlungen durchgeführt.

Zu den prominentesten Schönheitschirurgen im deutschsprachigen Raum gehört Werner Mang. Wie nun jedoch bekannt wurde, laufen gegen den Arzt Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zu gefährlicher Körperverletzung in 274 Fällen. Einer seiner ehemaligen Operateure wird sogar per internationalem Haftbefehl gesucht. Der Arzt Joachim Hecker soll im Jahr 2009 ohne Zulassung eigenständig mehrere Operationen in Mangs Klinik am Bodensee durchgeführt haben.

Vonseiten der Klinik werden die Vorwürfe allerdings heftig dementiert: Man gehe davon aus, dass das Verfahren schon bald wieder eingestellt werde. Die Ärztekammer sei der Meinung, Hecker habe operieren dürfen.

Ermittlungen gegen Schönheitschirurgen, defekte Brustimplantate, dubiose Gewinnspiele – Beauty-Docs scheinen immer wieder mit einem Fuß im Kriminal zu stehen. Die steigende Zahl von Beschwerden im Bereich von Schönheits-OPs bestätigt auch Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte. „Die Dunkelziffer ist sehr hoch, weil das Schamgefühl der Patienten groß ist und dementsprechend auch die Hemmschwelle, sich zu beschweren.“

Wild-West-Manier

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Für Bachinger liegt das Problem vor allem daran, dass die Patienten in „Wild-West-Manier in einem völlig unregulierten Markt“ behandelt werden. „Derzeit kann sich jeder praktische Arzt Schönheitschirurg nennen. Der Allgemeinmediziner darf von der Brust-OP bis zur Schamlippenkorrektur alles machen – das ist in Anbetracht der finanziellen Anreize eine explosive Entwicklung.“

Diese Problematik sieht auch der Präsident der Gesellschaft für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC), Prim. Thomas Hintringer, mit Bedauern: „Bei uns sieht alles einfach aus und es geht ums Geld. Deshalb ist der Drang vieler so groß, diesen Bereich abzudecken.“ Hintringer betont: „Unser Erfahrungsschatz ist nach unserer 6-jährigen Ausbildung einfach größer als von jemandem, der das in einem Wochenendkurs gelernt hat.“ Die Gesellschaft bemüht sich daher, die ästhetische Chirurgie auf eine seriöse Grundlage zu stellen. „Ästhetische Medizin ist kein Produkt im Supermarkt, sondern bedeutet Verantwortung.“

Um den Wildwuchs in der Schönheitsmedizin einzudämmen, will das Gesundheitsministerium im Sommer einen eigenen Gesetzesentwurf vorlegen. Die Eckpunkte: Es soll geregelt werden, wer was darf, damit sich nicht mehr jeder Beauty-Doc nennen kann. Außerdem wird der Schutz von Minderjährigen verstärkt, es gibt Werbebeschränkungen und die Beratung muss besser dokumentiert werden.

Mang-Nase: Star-Chirurg unter Verdacht

HNO-Arzt Werner Mang gilt Dank diverser Auftritte in Doku-Soaps und Boulevardmedien als Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg. Er vertrieb auch Kosmetikprodukte im Teleshopping. Der Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde ist ärztlicher Direktor der Bodenseeklinik in Lindau.

Näschen Berühmt ist Mang vor allem für seine Nasen. Nach dem Vorbild von Schauspielerin Christy Turlington tragen inzwischen mehr als 15000 seiner Patienten das Kindchenschema-Näschen – schmal mit einem kleinen Schwung nach oben. Bei Männern empfiehlt Mang den „griechischen Typ“.