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Umstrittenes Baby-Yoga sorgt für Aufregung

Ein schockierendes Video (siehe unten) sorgt derzeit für heftige Reaktionen in sozialen Netzwerken: Zu sehen ist eine Frau, die einen Säugling durch die Luft wirbelt, ihm Arme und Beine verdreht und den kleinen Körper mit abrupten Bewegungen um die eigene Achse dreht. Das Kind weint und schreit während der Prozedur. „Dynamik-Baby-Yoga“ nennt die 51-jährige Russin Lena Fokina diese Methode, von der sie behauptet, dass sie Vorteile für die Entwicklung von Babys habe – sie würden rascher sprechen, physisch und intellektuell profitieren. „Schockierend“ findet das Video hingegen Prof. Susanne Greber-Platzer von der Univ.Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde am AKH Wien. „Kinder in dieser Art zu bewegen und sie so herumzudrehen ist nahe an der Kindesmisshandlung und kann massive Folgen auf die Organe und den Körper des Kindes haben“, sagt Greber-Platzer.

Hirnblutungen

Durch die abrupten Bewegungsänderungen und das rasche Bremsen des Körpers werden die Gefäße und die Gehirnsubstanz geschüttelt und gedehnt, es kann zu Hirnblutungen und Durchblutungsausfällen kommen. „Das Neugeborene hat noch keine Kontrolle über den Kopf, die Gelenke, Sehnen und Muskeln sind noch unreif. Irreversible Wachstums- und Knorpelschäden sind die Folge“, erklärt Greber-Platzer. Manche der Säuglinge übergeben sich während sie gedreht und gehoben werden. Ursache dafür sind massive Veränderungen der Hirnflüssigkeit – vergleichbar mit einer Gehirnerschütterung.

Schutzlos

Ähnlich wie bei einem Schütteltrauma, einer Form der Kindesmisshandlung, bei der es durch Schütteln des Säuglings zu schweren Hirnschäden kommt, sind die langfristigen Folgen der umstrittenen Methode nicht absehbar. Die Behauptung, dass Kinder nach dem „Dynamik-Baby-Yoga“ in ihrer Entwicklung profitieren, hält die Kinderärztin für nicht haltbar. „Das Neugeborene ist in dieser Situation extremen Belastungen ausgesetzt und schutzlos. Die Methode ist kein adäquates Verhalten, sondern absurd und hat mit Baby Yoga nichts zu tun.“ Bei Baby Yoga gehe es vielmehr darum, das Baby mit sanften Dehnungsübungen und Massage aktiv und passiv zu bewegen, während die im Video gezeigte Methode laut Greber-Platzer „über das Maß hinausschießt“.

Dennoch gibt es Nachfrage für die neue Methode von Fokina. Sie bietet regelmäßig Seminare in unterschiedlichen Ländern der Welt an und will ihre Methode nun auch nach Europa bringen. Für Greber-Platzer ein Signal, noch stärker darauf zu achten, dass nicht nur durch absichtliche Kindesmisshandlung Traumata entstehen können, sondern auch durch Bewegungen, die Eltern mit dem Säugling in Unwissenheit über die Folgen ausführen.

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