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Chirurgie; Patienten wollen Gesamtkonzepte

Ein individuelles, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Behandlungskonzept – das wünschen sich Patienten von ihrem Chirurgen. Die dafür nötige Zusammenarbeit mehrerer Fachgruppen, etwa im Team mit Onkologen, Radiologen oder Internisten, wird in immer mehr Operationsteams praktiziert. Und das betrifft nicht nur die Tumorchirurgie, heute eines der wichtigsten chirurgischen Einsatzgebiete.

Diese Aspekte stehen im Zentrum des diesjährigen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie, der derzeit in Wien stattfindet. Präsident Univ.-Prof. Manfred Frey, MedUni Wien: „Viele medizinische Fortschritte wären ohne die Methoden und die Weiterentwicklung der Chirurgie gar nicht möglich.“ Univ.-Prof. Michael Gnant, Leiter der Brustambulanz im AKH Wien, ergänzt: „Erfolge der Krebsbehandlung sind auch Erfolge der Tumorchirurgie.“

So zu operieren, dass die betroffenen Organe sowie ihre Funktion (z. B. Leber, Pankreas) erhalten werden können, verbessere die Lebensqualität Tausender Patienten. Am bekanntesten sind die guten Ergebnisse bei Brustkrebs. „In über 80 Prozent der Fälle wird heute auf eine Amputation der Brust verzichtet. Das Rückfallrisiko ist dabei nicht größer.“ Neben den chirurgischen Methoden konnten freilich auch Diagnose und ergänzende medikamentöse Behandlungen verbessert werden.

Tumore vor einer Operation mithilfe von Medikamenten zu verkleinern, ist ein weiterer Grund, warum die Ergebnisse der Chirurgen immer besser werden.

Der Chirurg der Zukunft wird allerdings noch mehr als bisher in die Genetik eintauchen. Am Kongress präsentiert die Chirurgin Univ.-Prof. Daniela Kandioler, MedUni Wien, spannende neue Forschungsergebnisse.

Gen als Krebs-Marker

Sie konnte in mehreren Studien erstmals die starke Wechselwirkung des Gens p53 mit chemotherapeutischen Substanzen nachgewiesen werden. p53 hat eine wichtige Aufgabe im Körper. Es prüft, ob die DNA in den Zellen intakt ist. Kandioler: „Es kontrolliert also ständig, ob sich neue Tumorzellen bilden.“ Im Krebsfall mutiert das Gen – und kann wiederum die Chemotherapie beeinflussen. „Das bedeutet, dass die Wirksamkeit vieler Krebstherapien je nach p53-Status des Tumors stark positiv – aber auch stark negativ beeinflusst werden kann. Denn bei manchen Patienten wirkt diese Therapie sogar negativ.“ Das heißt: Schon vor der Chemo kann mit einem Gentest festgestellt werden, ob die Therapie bei diesem bestimmten Patienten überhaupt sinnvoll ist.