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Partnerschaften: Wie Tiere ihr Überleben sichern

Weiße Birkenspanner mit dunklen Einsprengseln sind auf Birkenstämmen bestens getarnt. Schwarze Launen der Natur enden rasch als Vogelfutter. Mitte des 19. Jahrhunderts stellte die Luftverschmutzung der Industrialisierung die Welt der Nachtfalter auf den Kopf. Plötzlich war die dunkle Zeichnung vorteilhaft. Die schwarzen Außenseiter überlebten eher und sorgten rasch für massenhaft schwarze Nachkommen. In den 1970er-Jahren kehrte sich die Schwarz-Weiß-Malerei abermals um, dem Umweltschutz sei Dank. Heute haben die Saubermänner wieder die Fühler vorn. Variation und Selektion machen es möglich.

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In der Natur geht es mitunter rau zu. Das wusste schon der britische Naturforscher Charles Darwin 1859. Wer sich nicht anpasst, den bestraft die Geschichte. Doch im Kampf ums Überleben zählt nicht nur der eigene Vorteil. Um in der Evolution zu bestehen, braucht es „ein gesundes Maß an Egoismus und ein gesundes Maß an Zusammenarbeit“, ist Volker Arzt überzeugt. In Kumpel & Komplizen beschreibt der Diplomphysiker, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Autor, Warum die Natur auf Partnerschaft setzt (C. Bertelsmann, 368 S., 25,70 €). Kurzweilig, spannend, verblüffend, wissenschaftlich fundiert, verständlich: Nur der Liebe wegen ist es nicht.

„Blut ist dicker als Wasser“, führt der Bestseller-Autor – entsprechend der Chronologie wissenschaftlicher Erkenntnisse – den ersten Grund für tierische Kooperation an. Familie hält eben zusammen. So passen etwa die Zwergmungos in Afrika aufeinander auf und vertreiben Feinde im Kollektiv. Schließlich sind alle in der Sippe Geschwister, nur das dominante Paar hat das Recht auf Fortpflanzung. Der britische Biologe Bill Hamilton nennt diese Form der Unterstützung „Genetischen Egoismus“ und prägt 1968 den Begriff der „Verwandtenselektion“.

Geben und Nehmen

Doch da ist noch mehr als Blutsbande. 1971 bringt der US-Biologe Robert TriversTit for Tat“ ins Spiel der natürlichen Selektion. Arzt übersetzt es im Gespräch mit dem KURIER mit „,eine Hand wäscht die andere‘; da gehören die Symbiosen dazu, da wird laufend Spannendes entdeckt“. Das Geben und Nehmen funktioniert zwischen Bakterien und Zellen, zwischen Putzerlippfisch und Zackenbarsch, zwischen Ameise und Akazie.

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Hilfe auf Gegenseitigkeit funktioniert freilich auch unter Artgenossen. Wenn etwa eine sattgetrunkene Vampirfledermaus Blutnahrung mit der ausgehungerten Freundin teilt, die zuvor schon einmal in der Retterrolle war. „Es gibt kaum ein Lebewesen, das ohne wechselseitige Zusammenarbeit auskommt. Wir Menschen sind da nicht ausgenommen“, sagt Arzt: „Niemand lebt allein.“

Emotionen

„Der dritte Grund für Kooperation ist am umstrittensten, am neuesten: es sind Gefühle – das hat mich am meisten interessiert“, sagt Arzt. Hunde wie Pferde, Elefanten wie Ratten sind zu Emotionen – welcher Art auch immer – fähig. Befreundete Schimpansen trösten einander mit menschenähnlichen Gesten, Raben muntern ihr trauriges Gegenüber auf. Kumpel tun das – aus Sympathie.

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Für Volker Arzt steht fest: „Die drei Maßnahmen von Verwandtschaft, Gegenseitigkeit und Gefühlen sind beliebig kombinierbar. Sie widersprechen auch nicht dem Darwinismus mit Variation und Selektion.“ Wie bei den Birkenspannern kann der „Kampf ums Dasein“ ohne Zähne und Klauen erfolgen, die schwarzen und weißen Schwärmer mussten einander für das Update in der Natur nicht einmal begegnen.