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Online-Praxis: Behandlung ohne Arzt-Besuch

Erhalten Sie hier ärztlichen Rat und Behandlung ohne den peinlichen Besuch beim Arzt." So bewirbt die neue Online-Arztpraxis www.DrEd.com ihr Angebot im Bereich Behandlung von Erektionsstörungen, vorzeitigem Samenerguss und Haarausfall. Seit Montag können sich deutsche Patienten über Internet-Fragebögen in einigen ausgewählten Bereichen von deutschen Ärzten in Großbritannien beraten und behandeln lassen - ohne diesen Arzt je gesehen bzw. mit ihm gesprochen zu haben. Seine Antwort erfolgt schriftlich über die Online-Patientenakte. In Deutschland werden die in London verschriebenen rezeptpflichtigen Medikamente wie etwa Potenzmittel über eine Versandapotheke zugestellt. "Ferndiagnose von der Insel" bezeichnet dies Der Spiegel, deutsche Ärzteverbände protestieren heftig.

Schwerpunkte sind derzeit die genannte Männergesundheit, Folgerezepte für die Pille oder für Antibiotika gegen Blasenentzündung, die Behandlung sexuell übertragbarer Infektionen (z. B. Tripper) oder Malaria-Prophylaxe. "Das sind typische Anwendungen für eine qualitätsgesicherte Telemedizin, wie wir sie betreiben", sagt der Arzt Jasper Mordhorst, ärztlicher Direktor von DrEd. In Großbritannien seien bereits 250.000 Patienten auf diese Weise von seriösen Anbietern behandelt worden. "Es gab bei diesen keinen einzigen Fall, wo durch die Telemedizin ein zusätzliches Risiko entstanden wäre." Denn Patienten mit mehreren Erkrankungen würden abgelehnt. Sollte sich etwa bei der Impotenz-Behandlung im Fragebogen ein Diabetes-Risiko abzeichnen (kann Auslöser für Erektionsstörungen sein) werde der Patient darauf aufmerksam gemacht: "Wir wenden ärztliche Richtlinien überzogen streng an, um das Risiko zu minimieren." Auch die Kontrolle durch die Behörden sei streng. Das Angebot soll auch auf Österreich ausgeweitet werden: "Wir hoffen, dass dies in etwas zwei Monaten möglich sein wird", so Mordhorst zum KURIER. Derzeit werde die rechtliche Lage geprüft.

Kritik

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) lehnt das Portal vehement ab: "Man kann Medizin nicht nach einem Kochbuch und nach aufgelisteten Fragen betreiben", sagt Otto Pjeta, Leiter des Medikamentenreferats der ÖÄK. "Bei Herz-Kreislauferkrankungen können die möglichen Nebenwirkungen von Potenzmitteln enorm sein. Und häufig ist die Impotenz nur ein Symptom einer anderen Erkrankung." Letztlich sei auch nicht überprüfbar, wer tatsächlich den Fragebogen ausgewertet hat - und welches Wissen dahintersteckt: "Das Um und Auf in der Medizin ist immer die persönliche, individuelle Behandlung. Deshalb kann ich nur von solchen Angeboten abraten."