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Nachzipf: Wie Eltern ihre Kinder unterstützen können

Wut auf die Lehrkraft, die das Nicht Genügend ins Zeugnis diktiert hat; Ärger über sich selbst, lernmäßig nicht rechtzeitig Vollgas gegeben zu haben; Selbstzweifel und Versagensängste; dazu die Enttäuschung, Freunde fröhlich im Schwimmbad zu wissen statt vor Büchern und Heften.

Grübeleien helfen jetzt – zwei bzw. drei Wochen vor der Wiederholungsprüfung – nicht, Eltern dagegen schon. Sie können den Nachwuchs auf dem Endspurt zum Nachzipf unterstützen. Im Team kommen Schüler besser durchs Ziel, sind Experten einig und geben Tipps.

Druck herausnehmen

„Bei der Entscheidungsprüfung ist der Druck besonders groß, weil es um extrem viel geht. Eltern sollen Verständnis zeigen und Mut machen“, sagt Niels Dopp, Schulpsychologe im Wiener Stadtschulrat. Ein offenes Ohr ist im Moment genauso gefragt wie gutes Zureden und Motivation zur Selbstmotivation. Kognitive und emotionale Hilfe von Außen kommt bei Teenagern eventuell besser an als Ratschläge der Erziehungsberechtigten. Insgesamt gilt es, den Heranwachsenden klar zu machen, dass „der Nachzipf eine tolle zweite Chance ist, doch noch aufzusteigen“, sagt Dopp. Wissenslücken, die über die Ferien geschlossen werden, verschaffen in jedem Fall einen Vorteil im neuen Schuljahr.

„Wer zur Prüfung antritt, gewinnt etwas“, ist auch Konrad Zimmermann, Geschäftsführer vom Nachhilfeinstitut Lernquadrat, überzeugt. Gelingt die Übung, bleibt die Klausel, die ein Aufsteigen mit Fleck erlaubt, erhalten. Reicht die Leistung nicht, macht zumindest der gute Wille Eindruck: „Der Lehrer hat das Gefühl, der Schüler hat sich bemüht“, sagt Zimmermann. Seine Statistiken zeigen: Schützlinge, die vier bis fünf Wochen ordentlich büffeln, haben eine 95-prozentige Erfolgschance. Bei weniger Arbeitseinsatz bekommt der Faktor Glück entsprechend mehr Gewicht. (Besser ein Kapitel zur Gänze streichen, als alles nur halbherzig verstehen.)

Keine Drohungen

Beide Schul-Experten wissen, dass Eltern mit Drohungen und Druck nichts erreichen. Ein unaufgeregtes Vorbild zu sein, richtet mehr aus, als Taschengeld zu streichen. Eine sachliche Besprechung der Lage spornt mehr an als ein Handyverbot. Jugendliche verstehen genau, dass sie die Piloten ihres Lebens sind. „Mit 14-/15-Jährigen kann man durchaus ihre weitere Laufbahn planen“, betont denn auch die Entwicklungspsychologin Luise Hollerer. Gerade in Österreich ermögliche das Schulsystem die verschiedensten Spielarten der Ausbildung. „Eltern sollen die pubertäre Phase ihres Kindes begleiten; Lehr- und Wanderjahre gehören zum Erwachsenwerden“, sagt Hollerer. Nicht jeder muss nach acht Jahren maturieren. Dopp setzt nach: „Die Atmosphäre daheim sollte so sein, dass etwas schief gehen darf.“

Strikter Lernplan

Noch ist alles offen. Ist die Psyche gestärkt, verbessert das auch die Auffassungsgabe. „Man kann in zwei Wochen 500 Vokabel hineinpressen, 1000 Worte reichen bei der Matura für eine Fremdsprache“, weiß Zimmermann. Für Höchstleistungen des Gehirns braucht es einen strukturierten Zeitplan, strikt eingeteilter Lernstoff sollte in 45-minütigen Einheiten bewältigt werden. Eltern können für die kurzen Pausen Obst herrichten. „Spätestens am Abend sollen die Kinder ihr Wissen abliefern. Sie erzählen es den Eltern oder sie schreiben es auf“, empfiehlt Hollerer. Was vor dem Schlafengehen wiederholt wird, speichert das Gedächtnis nachhaltig ab.

Glücksgefühle

Spätestens zum entscheidenden Termin heißt es, schulische Glücksgefühle abrufen: Positive Ereignisse aus vergangenen Schuljahren machen stolz und zuversichtlich.