Mittelmeerkost: Nicht nur gut fürs Herz - auch gut fürs Hirn
Von Ernst Mauritz
Für spanische Zeitungen wie "El Pais" war es eine Top-Meldung: Die an pflanzlichen Lebensmitteln reiche "mediterrane Ernährung" ist - laut einer großen spanischen Untersuchung, die derzeit weltweit zitiert wird - nicht nur gut für das Herz und die Herzgesundheit. Erstmals zeigt jetzt eine große, navch den besten wissenschaftlichen Standards erstellte Studie: Der geistige Leistungsverlust im Alter kann zumindest verlangsamt werden - dadurch könnte auch das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, sinken.
Zwar erbrachten schon frühere Studien Hinweise in diese Richtung. Dabei handelte sich aber nur um die Beobachtung einzelner Personen, ohne dass mehrere Gruppen - mit per Zufall zugeteilten Teilnehmern - mit genau definierten, unterschiedlichen Ernährungsweisen kontinuierlich über mehrere Jahre hinweg untersucht werden.
Drei Studiengruppen
Doch genau das haben jetzt Wissenschaftlerum Emilio Ros von der Hospital Clinic (gehört zur Universität von Barcelona) getan. 447 Personen im Durchschnittsalter von 67 Jahren, ohne jegliche geistige Einschränkungen, wurden auf drei annähernd gleich große Gruppen aufgeteilt:
- Eine Gruppe ergänzte eine traditionelle mediterrane Ernährungsweise (viel Gemüse, viele Hülsenfrüchte, Fisch, wenig Wein, wenig Fleisch und wenig fettreiche Milchprodukte) mit bis zu einem Liter Olivenöl (Extra Vergine) pro Woche - der allerdings für den gesamten Haushalt gedacht war.
- Die zweite Gruppe musste ihre mediterrane Ernährungsweise um täglich 30 Gramm Walnüsse, Haselnüsse und Mandeln anreichern.
- Und die dritte Gruppe ernährte sich ganz allgemein fettarm, ohne besondere Auflagen.
Über einen Zeitraum von vier Jahren wurden immer wieder Gedächtnis- und ganz generell Tests zur geistigen Leistungsfähigkeit durchgeführt.
Eindrucksvolle Resultate
Das Ergebnis nach vier Jahren:
- In der fettarmen Gruppe gab es - im Vergleich zu den Ausgangswerten - eine "signifikante Abnahme" bei allen gemessenen geistigen Funktionen.
- In der Nuss-Gruppe war vor allem die Gedächtnisfunktion deutlich besser.
- Und die Olivenöl-Gruppe profitierte vor allem in den Bereichen Aufmerksamkeit, bei der Ausführung bestimmter Aufgaben und ganz generell in ihrer geistigen Kapazität.
Ob mit einer solchen Ernährungsform aber auch tatsächlich Demenzfälle vermieden werden können - darauf gibt es vorerst nur Hinweise, für einen eindeutigen Beleg dafür war der Beobachtungszeitraum zu kurz.
Praktischer Alltagstipp
"Unsere Ergebnisse deuten daraufhin, dass gerade bei älteren Menschen eine bewusst um Olivenöl und Nüsse angereicherte Ernährungsweise dem altersbedingten geistigen Abbau entgegenwirken kann", betont Emilio Ros. Tatsächlich wurde dieser Prozess verlangsamt. Verantwortlich für den positiven Effekt dürfte der hohe Gehalt an antientzündlichen und antioxidativen (zellschützenden) Inhaltsstoffen sei, so Ros.
Und er hat auch gleich einen praktischen Alltagstipp bereit: "Nehmen Sie täglich bewusst fünf Esslöffel Olivenöl und eine Handvoll Nüsse zu sich." Gleichzeitig empfiehlt er die Würzsauße "Sofrito", die aus Olivenöl, Tomaten, Knoblauch und Zwiebeln besteht: "Das ist ein guter antioxidativer, zellschützender Cocktail."
Eine ganz andere positive Eigenschaft von Nüssen zeigt eine ebenfalls jetzt veröffentlichte Studie der Harvard Medical School: Bei Mäusen mit Darmkrebs verlangsamten Walnüsse im Futter im Vergleich zu einer Mäusegruppe mit konventionellem Futter das Wachstum des Tumors deutlich. Offenbar haben Inhaltsstoffe der Nüsse einen direkten – positiven – Einfluss auf die Aktivität bestimmter Krebsgene. Der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Tumorgewebe war bei den Mäusen mit dem Walnussfutter zehn Mal so hoch wie bei den Mäusen ohne Nussfutter.