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Neue Studien verurteilen die E-Tschick

Die Diskussion um E-Zigaretten ist um zwei Studienergebnisse reicher: Konsumenten der Elektro-Tschick hören weniger oft mit dem Rauchen auf als Tabak-Raucher. Und Kinder rauchen mittlerweile öfter E- als konventionelle Zigaretten. In der Debatte ist zunehmend wichtig, den wahren Weg im Dickicht von Lobby-Kampagnen und teils ungesicherten Studien-Erkenntnissen zu finden. Auch die Gesundheitspolitik kommt ins Schleudern: Das Gastronomie-Rauchverbot ab Mai 2018 wird auch für schadstofffreie E-Zigaretten gelten. Der Streit, ob E-Zigaretten nur in Tabaktrafiken verkauft werden dürfen, obwohl sie keinen Tabak enthalten, muss vor dem Verfassungsgerichtshof entschieden werden. Und die Weltgesundheitsorganisation WHO traut sich nur zu sagen, dass man eine Gesundheitsgefährdung durch E-Tschick nicht ausschließen kann.

E-Zigarette hinderlich

Alles falsch, sagen Forscher der „School of Medicine“ an der Universität von Kalifornien in San Diego. Sie widersprechen vehement dem Image der E-Zigarette als gesündere Alternative, die Rauchern beim Entzug von herkömmlichen Zigaretten hilft. Die US-Wissenschaftler untersuchten ein Jahr lang das Verhalten von 1000 kalifornischen Rauchern und publizierten im Fachmagazin American Journal of Public Health das Ergebnis: Bei E-Zigaretten-Nutzern sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Rauchverhalten verringern, um 49 Prozent kleiner als bei Tabakrauchern. Dass sie das Rauchen gänzlich aufgeben, sei sogar um 59 Prozent unwahrscheinlicher. Die Unterstützung bei Rauch-Entwöhnung diente der E-Industrie aber bisher als Haupt-Werbeargument. Laut Studienautor Waed Al-Delaimy konnte das widerlegt werden: „Allerdings müssen wir noch herausfinden, warum die E-Konsumenten es nicht schaffen aufzuhören. Eine Vermutung ist, dass sie eine höhere Nikotin-Dosis erhalten.“ E-Zigaretten enthalten keinen Tabak, aber die Menschen inhalieren beim „Dampfen“ eine Mischung aus Aromastoffen, Schwermetallen und ultrafeinen Partikeln, angereichert durch flüssiges Nikotin. Die Studie passt zur aktuellen politischen Haltung in Kalifornien: Das Department für öffentliche Gesundheit (CDPH) sprach jüngst von „vielen Missverständnissen über E-Zigaretten“ und dass „deren Konsequenzen verharmlost werden“.

Früher Raucheinstieg

Die Sorge, dass Minderjährige durch E-Zigaretten früher an das Rauchen herangeführt werden, existiert aber nicht nur in den USA. Tatsächlich ergab eine andere aktuelle Studie unter 10.000 Kindern und Jugendlichen in Wales, dass 5,8 Prozent der 10- und 11-Jährigen zwar bereits E-Zigaretten ausprobiert, aber nur 1,6 Prozent schon Tabak geraucht haben. Bei den 11- bis 16-Jährigen hatten sogar schon 12,3 Prozent Kontakt mit der E-Tschick – mit Ausnahme der 15- bis 16-Jährigen ebenfalls mehr als jene, die Tabak versuchten.
Laut der britischen Studie, erschienen im Fachmedium BMJ Open, rauchen 1,5 Prozent der Befragten regelmäßig – mindestens ein Mal im Monat – eine E-Zigarette. Eben diese 1,5 Prozent würden auch häufiger zu Tabak greifen. Und zu Cannabis. Sagt die Studie.