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Migranten sind häufiger krank

Für mich ist es nicht leicht, wenn ich zum Arzt muss. Ich tue mir schwer zu erklären, was mir fehlt. Und ich verstehe ihn auch nicht so gut", sagt die 55-jährige Birsen T., die aus der Türkei stammt.

Bis vor wenigen Jahren war die in Wien lebende Frau deshalb bei keiner Vorsorge-Untersuchung. Erst über Bekannte erfuhr sie dann aber vom Vorsorgezentrum der MA 15 bei der Per-Albin-Hansson-Siedlung in Favoriten.
Seit sechs Jahren gibt es hier ein Angebot, das sich speziell an türkischstämmige Migranten richtet. Zweisprachige Mediziner und Dolmetscher etwa, die die Patienten bei den Untersuchungen selbst, beim Ausfüllen von Unterlagen und in sozialen Angelegenheiten helfen.
Allein in diesem Jahr besuchten bisher 400 Patienten mit türkischen Wurzeln das Zentrum. Ein zweites Zentrum befindet sich im 15. Bezirk, ebenfalls eine klassische Zuwanderer-Gegend.
Gerade Frauen scheuen sich, herkömmliche Angebote zu nutzen. Hinzu kommen kulturelle Vorbehalte.

"80 Prozent der 45-Jährigen mit türkischem Hintergrund waren noch nie bei einer Vorsorgeuntersuchung", sagt Wiens Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger. "Wegen ihrer Sprachprobleme fliegen sogar manche zu Untersuchungen in ihre Heimat", erzählt wiederum Figen Ibramimoglu von der MA 15. Mit allen Nachteilen für die weitere Versorgung.

Keine Vorsorge

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Die mangelhafte Vorsorge ist einer der Gründe, dass es um die Gesundheit der Migranten aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien schlecht bestellt ist. Sie erkranken deutlich häufiger an Diabetes, Bluthochdruck, aber auch Migräne und Depressionen als die Gesamtbevölkerung.

Viel entscheidender ist aber ein anderer Faktor: "Migrantenerkrankungen sind klassische Armutserkrankungen", sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz. Und gerade unter den Migranten gibt es viele, die schlecht gebildet und armutsgefährdet sind oder in schlecht bezahlten, dafür umso anstrengenderen Jobs arbeiten.

Wie Mahmut Cakmaz, der gerade auf seinen jährlichen Check wartet: 1989 nach Österreich gekommen, arbeitete der Mann jahrelang am Bau sowie als Kran- und Staplerfahrer. Im Vorjahr musste der heute 58-Jährige wegen schwerer Rückenprobleme in die Frühpension gehen.

Wegen seines Alters sei es schwer gefallen, Deutsch zu lernen. "Wenn ich ins Krankenhaus muss, gehe ich daher am liebsten ins Kaiser-Franz-Josef-Spital. Dort gibt es Personal, das türkisch spricht."

Improvisation

Geht es um die Überwindung von Sprachproblemen, wird in vielen Krankenhäusern aber immer noch improvisiert. "Bei Bedarf wird oft ein Mitarbeiter aus anderen Bereichen zum Übersetzen herangezogen", sagt Thomas Szekeres von der Ärztekammer. "Das ist immerhin besser als gar nichts."

Dennoch fordert Szekeres jetzt den Ausbau der Angebote für Migranten. Er räumt aber ein, dass dabei auch seine eigene Standesvertretung Nachholbedarf hat. So gibt es bis heute in
der Ärztekammer kein Referat für Migranten.