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Mehr Sex bei geteilter Hausarbeit und Kinderbetreuung

Sie leben in einer Beziehung, haben ein Kind oder mehrere Kinder, sind aber mit der emotionalen Komponente Ihrer Zweisamkeit und dem Sexleben nicht so ganz zufrieden? Dann gibt es für Sie vielleicht eine Lösung – zumindest laut einer Studie der Georgia State University in Atlanta: Teilen Sie die Arbeit. Je gerechter Kinderbetreuung und Arbeiten im Haushalt auf beide Partner verteilt waren, desto zufriedener waren die Paare emotional und sexuell. Und desto öfter hatten sie auch Sex.

Für die Studie wurden die Daten von 487 US-Familien ausgewertet. "Eines unserer wichtigsten Ergebnisse ist: Die einzige Konstellation, die wirklich problematisch für die Beziehung ist, ist jene, in der die Frau nahezu oder ganz alleine für die Kinderbetreuung verantwortlich ist", so der Soziologe Daniel Carlson, einer der Autoren.

Denn auch bei Paaren, wo der Mann den Großteil der Kinderbetreuung und Hausarbeit über hat, ist die Häufigkeit von Sex nicht geringer wie bei den Paaren mit gerechter Arbeitsaufteilung. Allerdings: Während in dieser Konstellation die Frauen ihrem Sexualleben die Höchstnoten geben, ist der Zufriedenheitslevel bei den Männern am geringsten.

Keine emotionale Ausbeutung

"Bei einer guten Aufteilung kommt es nicht zur emotionalen Ausbeutung von einem der beiden Partner", sagt die Klinische Psychologin und Verhaltenstherapeutin Doz. Christina Raviola, die eine Familienberatungsstelle in Wien-Landstraße (Obere Bahngasse 4–8) leitet. "Keiner von beiden ist so ausgelaugt oder benachteiligt, dass die Beziehungsqualität darunter leidet."

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Und: "Muss bei einem kleinen Kind immer nur die Mutter in der Nacht aufstehen, wird sie am nächsten Tag keine Lust haben, das ist ganz normal."

Bessere Bindung

Bei gerechter Aufgabenverteilung sei aber außerdem die emotionale Bindung beider Partner zum Kind am besten: "Auch das wirkt sich positiv aus."

Dass "Nur-Hausmänner" ebenfalls unzufriedener sind, wundert Raviola nicht: "Einem Mann, der ausschließlich zu Hause ist, fehlt nach wie vor die gesellschaftliche Anerkennung – obwohl er extrem viel leistet."

Man dürfe aber nicht verallgemeinern: "Es gibt auch Paare, in denen die Frauen zu Hause bleiben und damit zufrieden sind."

Die Ergebnisse dieser Studie stehen im Widerspruch zu Umfragen aus den 80er- und 90er-Jahren: Da bezeichneten sich die traditionellen Paare (Haushalt und Kinder vorwiegend Domäne der Frau) als sexuell am glücklichsten, und die mit geteilter Verantwortung für Kind und Haushalt wurden in den USA ein wenig abschätzig als "sexless but equal" (sexlos, aber gleichwertig) bezeichnet. Raviola: "Hier hat sich die öffentliche Einschätzung aber deutlich geändert."

Was den Mann sexy macht

Oder, wie es Carlson in der Washington Post formulierte: "Heute gelten Männer, die sich mit ihren Kinder beschäftigen und im Haushalt aktiv sind, als sexy. Und starke, unabhängige Frauen turnen Männer an."

Übrigens: Die Häufigkeit von Sex geht laut einer anderen Analyse von Carlson seit Jahren zurück – mit einer Ausnahme: Paare mit gerechter Aufteilung der Kinderbetreuung.

Beratung und Auskünfte:

Die von Christina Raviola geleitete Familienberatungsstelle befindet sich in Wien-Landstraße in der Oberen Bahngasse 4-8/Stiege 3/Top 13.

Geöffnet jedes zweiten und dritten Mittwoch im Monat, Voranmeldung erbeten.

eMail-Anfragen und Voranmeldung:

beratungsstelle@institut-sexualpsychologie.at

Nähere Informationen über Doz. Mag. Dr. Christina Raviola:

www.raviola.at