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Mehr Keuchhustenfälle, aber Engpass bei Impfstoff

Es sei eine Schande, dass derzeit keine Firma in der Lage ist, den österreichischen Markt mit Keuchhustenimpfstoff zu bedienen, kritisierte Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien bei der Apothekertagung Engpässe in der Impfstoff-Versorgung: "Bei Keuchhusten ist der Markt leer."

Auslöser ist der Ausfall der Produktionsanlage eines Herstellers, der zwei Drittel des Bedarfs in Europa abgedeckt hat. "Bis eine Anlage wieder anlaufen kann, dauert es aufgrund der hohen Auflagen mehrere Monate."

Betroffen ist nicht der Sechsfach-Impfstoff (enthält auch eine Keuchhusten-Komponente) für Säuglinge und Kleinkinder, sondern die Vierfach-Impfung (Diphtherie, Tetanus, Polio, Keuchhusten) für die Auffrischung im Volksschul- und Erwachsenenalter (bis 60 alle zehn Jahre, danach alle fünf Jahre). "Für das kostenlose Kinderimpfprogramm in der Schule konnten wir noch Impfstoff aus Frankreich zukaufen", so das Gesundheitsministerium. Eng ist es bei privat bezahlten Auffrischungen.

Erwachsene betroffen

Laut einer deutschen Studie waren 1970 nur fünf Prozent der Keuchhustenpatienten älter als 15 Jahre, heute sind es 80 Prozent: "Keuchhusten ist keine relevante Kinderkrankheit mehr, sondern eine relevante Erkrankung für Erwachsene."

Die geimpften Kinder erkranken nicht mehr – dadurch wird das Immunsystem Erwachsener (die als Kind erkrankt und nicht geimpft sind) nicht mehr regelmäßig natürlich "aufgefrischt". Die Folge: Die natürliche Immunität aus der Kindheit – der Schutz hält bis zu acht Jahre – geht verloren, die Erwachsenen erkranken.

Europaweit steigen derzeit die Erkrankungszahlen bei Erwachsenen. Kollaritsch: "Keuchhusten ist eine quälende Krankheit, mit Hustenanfällen in der Nacht über mehrere Wochen."