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Mehr Kassen-Hebammen für Wien gefordert

Möglichst früh nach der Geburt vom Spital nach Hause gehen, damit die neue Familie zusammenwachsen kann und dabei von einer Hebamme unterstützt werden: "Aus medizinischer Sicht ist das Wochenbett zuhause die beste Lösung, wenn die Frau und ihr Kind gut betreut werden", sagt Marianne Mayer, Leiterin des Wiener Hebammengremiums. Genau das ist aber in Wien für viele Frauen schwierig, denn es fehlen Hebammen-Kassenverträge. Derzeit gibt es in Wien nur 17 Kassenhebammen - bei 19.931 Geburten im Jahr 2015.

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Die Wienerinnen seien im Vergleich mit anderen Bundesländern (siehe Grafik) im Wochenbett eklatant unterversorgt, warnt Mayer. "Die Lage ist prekär. In elf Bezirken gibt es überhaupt keinen Kassenvertrag. Viele Frauen müssen sich zur Wochenbettbetreuung durch eine Kassenhebamme oft Monate im Vorhinein anmelden."

Einigkeit mit Gynäkologen und Patientanwältin

Hier wissen sich die Hebammen einer Meinung mit den Gynäkologen. Prim. Peter Husslein von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde: "Es gibt kein vernünftiges Argument, warum es keine Hebammenversorgung im niedergelassenen Bereich gibt. Die Gebietskrankenkasse wälzt hier Kosten auf die Familien über, weil vieles privat bezahlt wird, wenn keine Kassenhebamme verfügbar ist." Das betont auch Patientenanwältin Sigrid Pilz. "Man nicht einfach mal zwei Monate warten." Im Gegensatz zu Kassenhebammen, die ihr Honorar direkt mit der Krankenkasse verrechnen (Kassentarif pro Hausbesuch im Wochenbett 35,70 € plus 10,90 € Kilometerpauschale), wird das Honorar für eine Wahlhebamme selbst bezahlt, die Kasse erstattet 80 Prozent des Kassentarifs (also 37,28 €, inkl. Fahrtkosten).

Zusätzlich zu den Wünschen der Frauen trägt auch der Kostendruck der öffentlichen Hand bei, dass Frauen früher das Spital verlassen. Schon 28 Prozent der Frauen gingen im Jahr 2014 bereits am dritten Tag nach der Geburt nach Hause. Im Jahr 2000 waren es noch 17 Prozent. Das Wochenbett ist traditionell eine Zeit der Neuorientierung und wird medizinisch mit acht Wochen definiert.

Sicherheit

Von einer Hebamme während des Wochenbetts betreut zu werden, empfinden viele Frauen als zusätzliche Sicherheit. "Vor allem die ersten zehn Tage nach der Geburt sind geprägt von großen Schwankungen bei Mutter und Kind. Es finden wichtige Prozesse der körperlichen und seelischen Umstellung statt", erklärt Hebamme Johanna Sengschmid. Eine direkte Betreuung könne auch Probleme rund um Stillen und Fütterung, aber auch körperliche Beschwerden der Mutter verringern.

Hebammen fordern rasche Verhandlungen

Die Wiener Hebammen fordern jetzt rasche Verhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse. Als erster Schritt seien elf Kassenverträge notwendig, um in allen Bezirken zumindest eine Hebamme mit Kassenvertrag im Boot zu haben. Bei der WGKK kennt man das Problem und ist darüber nicht glücklich. Andrea Fleischmann von der Abteilung Vertragspartner und Verhandlungen gibt zu, dass sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren verändert haben und im derzeitigen österreichischen Versorgungsplan nicht berücksichtigt sind. Sie verweist auf seit Jahren laufende Verhandlungen mit dem Hauptverband und dem österreichweiten Hebammengremium, einen neuen österreichweiten Versorgungsplan abzuschließen. Als Wiener Kasse wolle man keinen Alleingang machen und den Verhandlungen vorgreifen. "Die Strukturen in den einzelnen Bundesländern sind sehr unterschiedlich und nicht leicht unter einen Hut zu bringen."

Hebammen-Beratung wird angenommen

Dass Hebammen angenommen werden, wenn sie verfügbar sind, zeigen erste Zahlen der kostenlosen Hebammen-Beratung zwischen 18. und 22. Schwangerschaftswoche, die 2014 in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen wurde. Die WGKK meldete von 1.3. bis 31.12.2014 insgesamt 933 Beratungen, von 1.1. bis 30.9.2015 bereits 2098 Beratungen.