Maker Faire: Zündende Ideen beim Bastlerfestival
Von Hedwig Derka
Querdenker, Enthusiasten, Handwerker – Selbermacher können mehr. Do-it-yourself aus Spaß am Erfinden, Umsetzen und Selbstverwirklichen ist angesagt. Aus dem Handanlegen mangels Alternativen ist eine Beschäftigung mit Kultstatus geworden; DIY ist jetzt cool.
Auch in Österreich boomt die Lust am Tüfteln und Basteln – den Beweis liefert die Maker Fair Vienna: 900 Bastler zeigen am 5. und 6. Mai in der Wiener Meta-Stadt (22., Stadlauer Straße 41A) ihre innovativen Ideen und laden zum Mitmachen ein.
Programm
Das Motto heuer lautet „The Future of Building – Wenn Maker Häuser bauen“. Doch die Aussteller zeigen mehr als 3D-Baudruckroboter für Betonwände und Baumodule für sechsgeschoßige DIY-Gebäude. Die Programmübersicht beginnt mit A wie „A Bag Recycling & Upcycling“, wo aus Sackerln und Kaffeepackungen Taschen und Rucksäcke entstehen, und endet mit Z wie „Zoltar Fortune Teller Machine“, wo ein alter Jahrmarkt-Wahrsageautomat mit einem Lego-Computer verschmilzt.
Österreich hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Maker-Dorado entwickelt, wissen Insider. DIY macht glücklich, wissen Psychologen: „Sich in der Hand-Arbeit zu verwirklichen, schafft Zufriedenheit“, führt Natalia Ölsböck aus. Ein ansehnliches Ergebnis der Anstrengung möbelt das Selbstbewusstsein auf. Sogar Rückschläge bringen voran, überwundene Hürden machen doppelt Freude.
Drei Maker
Alexandra , Larissa Zajicek und Bernhard Wallisch haben schon viele Herausforderungen gemeistert – in höchst unterschiedlichen Projekten:
Transitory Yarn
„Im Extremfall wird aus dem Schal ein Bikini“, sagt Alexandra Fruhstorfer. Utopie? Keineswegs. Die 30-jährige Industriedesignerin hat bei Transitory Yarn mit Gleichgesinnten einen „Prozess entwickelt, mit dem Kleidungsstücke über ihren Lebenszyklus hinaus mehrmals transformiert werden können“.
Eine eigens angefertigte Maschine trennt den alten Pullover auf und wickelt die Fäden – optimal Schafwolle – zu Knäuel. Eine herkömmliche Strickmaschine verarbeitet den Rohstoff z.B. zu einer Hose. Kleidungsstücke passen sich an Kindergröße, Bauchumfang, Mode oder Jahreszeit an.
„Unser Prozess ist schon sehr ausgereift“, sagt die vielseitige Tüftlerin. Jetzt suchen die Selbermacher nachhaltige Partner in der Textilbranche, die sich für ihre kreislauffähige Produktion interessieren. Fruhstorfer: „Mir gefällt auch der Gedanke, dass man sich von etwas trennen muss, um etwas Neues zu schaffen.“
DIY Windkraftanlage
Bei Larissa weht der Wind aus einer anderen Richtung: „Technologie und Handarbeit“, so beschreibt sie ihr Projekt, das ständig weiterentwickelt wird – mit Inputs von Bastlern aus der ganzen Welt, durch wissenschaftliche Begleitung der Uni für Bodenkultur und im Testbetrieb auf stürmischem Gelände.
Nach Anleitung von „Pure Selfmade“ entsteht innerhalb einer Woche ein mittlerweile hocheffizientes Windkraftwerk. Da wird geschweißt, gesägt, gelötet, um gut verfügbare Materialien für erneuerbare Energie nutzbar zu machen. „Natürlich eignet sich nicht jeder Standort für eine DIY-Windkraftanlage. Aber es geht auch darum, Bewusstsein zu bilden und ein Gespür für Stromverbrauch und -produktion zu bekommen“, sagt die 27-jährige Umwelt- und Ressourcen-Managerin. Für sie ist das energiegeladene Selbermachen nicht zuletzt ein Beitrag, die Welt zu verbessern.
RasKeyTar
Bei Bernhard Wallisch steht das Selbermachen im Vordergrund. Sein jüngstes Projekt, ein Musikinstrument, war zunächst nicht viel mehr als eine Holzstange, an die er Tasten mit Kabelbinder befestigte. Mittlerweile sieht RasKeyTar professionell aus: Ein Holzkörper mit Computertastatur, ein Nummernblock, dazu ein Minicomputer und eine eigens programmierte Software, die Töne in 128 Klangfarben aufmotzt. „Ich wollte als Keyboarder nicht stationär sein, sondern wie ein Gitarrist direkt in der Musik“, sagt der IT-affine Lehrer. Jetzt drückt der 42-Jährige mit der linken Hand eine von vier Tasten für einen Akkord und merkt sich für die rechte eine Taste zur Begleitung. Den Rest berechnet Raspberry Pi. „Die Bauart ist so einfach, wie die Art zu spielen. Man kann mit wenig Übung 90 Prozent der Pop-Lieder begleiten.“ Musikliebhabern gibt er gerne Tipps fürs DIY.