Lungenentzündung: Warum sie so gefährlich sein kann
Von Ernst Mauritz
Hillary Clinton erlitt auf der Gedenkveranstaltung für die Terroranschläge vom 11. September 2001 einen Schwächeanfall. Sie habe unter starkem Husten im Zusammenhang mit Allergien gelitten, erklärte ihre Ärztin Lisa Bardack. Schließlich sei eine Lungenentzündung diagnostiziert worden. Der Wiener Lungenfacharzt Prim. Dr. Norbert Vetter über die Risiken, Diagnose und Therapie dieser Erkrankung.
Was passiert bei einer Lungenentzündung?
Norbert Vetter: Als Antwort des Körpers auf eine Infektion mit einem in der Regel bakteriellen Krankheitserreger löst er eine Abwehrreaktion aus. In den Lungenbläschen - die den Sauerstoff aus dem Blut aufnehmen - kommt es zu einer massiven Ansammlung von Entzündungszellen, also speziellen Abwehrzellen, es bildet sich Entzündungssekret. Dadurch kann die Sauerstoffaufnahme gestört und der Kreislauf in Mitleidenschaft gezogen werden. Und das ist eigentlich das Gefährliche.
Möglicherweise war genau das auch die Ursache für die Kreislaufschwäche von Hillary Clinton. Solche Schwächeanfälle können eine direkte Reaktion des Körpers auf die Beeinträchtigung des Kreislaufs durch die Lungenentzündung sein. Probleme bei der Sauerstoffaufnahme können zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.
Welche Symptome treten bei einer Lungenentzündung auf?
Meistens ist sie relativ symptomarm. Erhöhte Temperatur, Schüttelfrost, Husten mit oder ohne Auswurf und eine Kreislaufschwäche kommen aber relativ häufig wir. Die Diagnose erfolgt aufgrund der Symptome und eines Lungenröntgens, in dem die Entzündungsherde häufig zu sehen sind.
Durch welche Erreger wird eine Lungenentzündung ausgelöst?
Die häufigsten Erreger einer bakteriellen Lungenentzündung sind die Pneumokokken. Gerade im Frühjahr und im Herbst treten, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen, auch andere, atypische Erreger auf, Chlamydien und Mykoplasmen. Auch das sind bakterienähnliche Erreger. In beiden Fällen ist eine Therapie mit Antibiotika notwendig, bei den atypischen Erregern sind es allerdings andere antibiotische Wirkstoffe.
Da man in der Praxis nicht rasch genug beurteilen kann, um welchen Erreger es sich im Einzelfall handelt, wird bei begründetem Verdacht eine antibiotische Therapie verordnet, die beide Errregergruppen abdeckt. Dann kommt es relativ rasch zur Abheilung. In seltenen Fällen können auch Viren Entzündungen in den Lungenbläschen auslösen, auf die sich dann häufig eine bakterielle Infektion draufsetzt.
Sind Antibiotika die einzige Therapie?
Nein. Bei jeder Lungenentzündung muss man abklären, ob dahinter eine andere Erkrankung steckt, die ihre Entstehung begünstigt hat, etwa eine Verengung der Bronchien im Rahmen von Asthma oder die chronische Lungenerkrankung COPD. Dann ist es auch wichtig, diese Erkrankungen zu behandeln, bei Asthma oder COPD etwa durch bronchienerweiternde Mittel. Bei Husten muss auch der Hustenreiz gestillt werden.
Tritt eine Kreislaufschwäche auf, kann man mit Infusionen - Flüssigkeitsersatz und kreislaufstärkenden Medikamenten - den Kreislauf stabilisieren. Bei schweren Verläufen muss auch der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen werden. Eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr durch ein Schläuchchen in der Nase kann notwendig sein, bei schweren Pneumonien sogar eine künstliche Beatmung.
Kann man vorbeugen?
Bei Menschen mit schwachem Immunsystem und generell älteren Menschen kann eine Virusinfektion die Entstehung einer bakteriellen Lungenentzündung begünstigen. Die Lungenschleimhaut wird durch die Virusinfektion - z.B. Erkältung, Grippe, Bronchitis - geschwächt, bakterielle Erreger können sich leichter festsetzen. Deshalb wird älteren Menschen auch die Impfung gegen Pneumokokken empfohlen, die das Risiko einer Lungenentzündung senkt. Auch die Grippe-Impfung reduziert das Risiko einer derartigen Komplikation.