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Leichter wohnen im Alter

Man hält das Smartphone nur kurz vor das Erinnerungsfoto vom Enkerl – schon wird automatisch dessen Handynummer gewählt. Oder der soeben gemessene Blutdruck überträgt sich automatisch in ein elektronisches Gesundheitstagebuch. Auf Wunsch können die Daten gleich direkt an den Hausarzt übermittelt werden. Und wer vergisst, die Herdplatte auszuschalten oder das Licht abzudrehen, wird von einer freundlichen Frauenstimme daran erinnert.

Was ein wenig wie Science-Fiction klingt, wird für 50 burgenländische Senioren Realität. Die allesamt über 70-Jährigen leben in betreuten Wohneinheiten des Arbeiter-Samariterbunds (ASBÖ), aber noch weitgehend selbstständig.

Pilotprojekt

Sie sind Teil eines Pilotprojekts „Leichter Wohnen“ von Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), ASBÖ und den Austrian Institutes of Technology (AIT) – das frühere „Forschungszentrum Seibersdorf“. Modernste Technik wird dabei für ältere Menschen nutzbar sein, um ihnen so lang wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen und dieses zu erleichtern. Der Hintergrund sind die demografischen Herausforderungen für die Gesellschaft: 2030 wird bereits ein Drittel der Österreicher (2,8 Millionen) über 60 Jahre alt sein.

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Michaela Fritz vom AIT forscht seit Jahren in diesem Bereich. „Wir testen Technologien, die die soziale Interaktion unterstützen und fördern. Es ist ein intensiver Dialog – auch mit den Betroffenen – nötig.“ Dies gelinge nur in Kooperation von Forschung, Industrie, Sozialabteilungen der Länder sowie den Hilfsorganisationen.

Den älteren Menschen stehen in den vergangenen fünf Jahren entwickelte Hilfsmittel zur Überwachung von Blutdruck, -zucker oder Gewicht zur Verfügung. „Hier ist die Akzeptanz sehr hoch“, betont Fritz. Ähnlich schaut es bei Unterstützung im Wohnbereich aus.

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Leicht anzubringende, auf den jeweiligen Bewohner programmierte Sensoren registrieren etwa, wie lange man sich im Badezimmer aufhält. „Studien zeigen, dass dort die meisten Stürze bei Älteren passieren. Hier kann der Sensor helfen, wertvolle Zeit zu sparen.“ Viele Tools seien „technologisch zwar keine so große Herausforderung. Aber sie haben enormen praktischen Nutzen für die Anwender.“

Fritz betont, dass nur wirklich Benötigtes eingebaut wird und die digitalen Helferleins sensibel eingesetzt werden. „Wir hören immer wieder die Frage, was mit den Daten passiert. Die Angst vor Überwachung ist groß. Aber der Nutzer hat immer selbst in der Hand, was mit seinen Daten passiert.“

Hilfe im Alltag

Das noch junge Forschungsgebiet „Ambient Assistent Living“ (AAL) kann als unterstütztes Leben im Alter übersetzt werden. Unter AAL-Technologien versteht man technische Hilfsmittel, die in unterschiedlichen Lebensbereichen einen selbstständigen und sicheren Alltag ermöglichen. Ziel ist, mehr Sicherheit und Komfort im Wohnbereich zu erreichen sowie die Gesundheit aufrechtzuerhalten. Heimische Unternehmen und Forscher entwickeln spezielle Tools, die in der Praxis in betreuten Wohneinheiten getestet werden.