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LED sorgt für Licht und Schatten

Die Abwechslung von Dunkel und Hell, Schlaf und Wachsein bestimmt von Anfang an das Leben des Menschen. Der Rhythmus, der für Regenerationsphasen sorgt. Daran hat auch künstliches Licht bisher wenig geändert: Seine Wellenlänge und Farbgebung haben dem Körper eine klare Unterscheidung erlaubt. Er wusste trotzdem, wenn er müde war.

Bisher. Denn längst hat sich die LED-Technik im Alltag breitgemacht. In Smartphones, Computermonitoren und TV-Geräten sind die sparsamen Lämpchen schon selbstverständlich. Wohnungs- und Straßenbeleuchtungen erobern sie gerade. Wie allerdings das stark blauhaltige Licht auf Menschen wirkt, das ist noch nicht hinlänglich erforscht. Einerseits macht es wacher und aktiver. Andererseits kann es den Schlafrhythmus kräftig durcheinanderbringen. Der Schweizer Chronobiologe Christian Cajochen ist einer der Spezialisten, die sich mit der Technik beschäftigen und Erstaunliches herausgefunden haben.

Aktivierung

Es ist der Blau-Anteil am LED-Licht, der die besondere Wirkung auslöst. Es handelt sich um Licht, das in dieser Wellenlänge dem natürlichen Tageslicht ähnelt. „Der Blauanteil macht Menschen biologisch sehr aktiv. Es gibt Untersuchungen in Frankreich, wonach Autolenker bei Nachtfahrten unter Bestrahlung mit LED-Licht viel länger wach und konzentriert bleiben. Ganz ähnlich, wie wenn man sich mit Kaffee vollpumpt“, erklärt Cajochen. Den Effekt nützen beispielsweise Unternehmen, indem sie Firmenräume mit einer solchen Beleuchtung ausstatten. Die Mitarbeiter sind laut Cajochen dann besonders aktiv und aufmerksam. Die Methode könne auch in Schulen positive Effekte auslösen, meint der Forscher.

„Allerdings geht das nur in einem bestimmten Maß, denn man verschiebt die innere Uhr. Wenn man das übertreibt, kommt es zu Jetlag“, sagt Cajochen. Genau da sieht er eine mögliche Gefahr.

„Wir haben in einer Studie herausgefunden, dass sich praktisch hundert Prozent der Jugendlichen am Abend relativ lange entweder mit dem Computer oder einem Smartphone beschäftigen und so dem blauen Licht ausgesetzt sind“, berichtet Forscher Cajochen. Das könne auch ihren Schlaf-Wach-Rhythmus deutlich durcheinanderbringen.

Die Auswirkung von Straßenbeleuchtung, die immer öfter auf LED umgerüstet wird, ist schwierig abzuschätzen. Selbst geringe Mengen des Lichts können, wenn sie durch das Schlafzimmerfenster dringen, Auswirkungen auf das Schlafverhalten von Menschen haben. Wie ein künstlicher Polartag. „Das alles hängt von der Dosis ab“, so Cajochen.

Dafür kann LED-Technik in der Licht-Therapie günstige Effekte mit sich bringen: Diese unterstützt die Behandlung von Winterdepression, die durch Lichtmangel verstärkt wird. Dem Chronobiologen geht es darum, dass Menschen die Möglichkeit haben, bewusst mit dem blauen Licht umzugehen. „Dann kann man ungünstige Auswirkungen minimieren.“

Christian Cajochen ist Leiter der Abteilung Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel in der Schweiz. Dort konzentriert man sich auf die Erforschung von Auswirkungen, die äußere Einflüsse auf den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus haben. Dazu gehören störende wie therapeutische Effekte von Licht. Schlafforscher Cajochen hat bei einem Kongress in Salzburg davor gewarnt, dass LED-Licht als „zweischneidiges Werkzeug“ auch den Schlaf stark beeinträchtigen könne.

LED (Licht emittierende Diode) steht dabei seit einigen Jahren im Mittelpunkt des Interesses. Ihr Tageslichtanteil ist nämlich weit höher als bei Glühbirnen oder Energiesparlampen.Der LED-Einsatz explodiert geradezu. Die Zahl weltweit verkaufter Smartphones, Fernseher und Computermonitore – alle mit LED-Technik betrieben – lässt sich kaum abschätzen.

In ganz Österreich haben Gemeinden zudem begonnen, ihre öffentliche Beleuchtung auf LED umzurüsten, die Maßnahme soll die Energiekosten senken. Auch im Haushalt bekommt das LED-Licht einen immer größeren Stellenwert. Inzwischen werden schon LED-Lampen mit geringerem Blaulicht-Anteil angeboten, erklärt beispielsweise Lichtberaterin und -planerin Petra Breith aus Krems. Doch der Großteil der Menschen ist sich der Auswirkungen des „neuen“ Lichts noch wenig bewusst. Ihnen will Cajochen Entscheidungshilfe geben.

http://www.chronobiology.ch