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Augen-OPs werden immer schonender

Stundenlange Operationen, bei denen das Auge unter Vollnarkose geöffnet wurde, ein mindestens einwöchiger stationärer Aufenthalt mit verbundenen Augen im Spital – und dazu mehrere Wochen lang Schmerzen und Reizungen: So liefen Glaukom-Operationen (Grüner Star) noch vor zehn bis 20 Jahren ab. "Heute muss der durchschnittliche Glaukom-Patient in der Regel nicht einmal mehr über Nacht in der Klinik bleiben", sagt Univ.-Prof. Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Klinik für Augenheilkunde und Optometrie an der MedUni Wien.

Das Beispiel Glaukom ist nur eines, das die Fortschritte in der hochkomplexen Augenchirurgie zeigt. Beim harmloseren Katarakt – Grauer Star, der häufigste medizinische Eingriff weltweit – ist dieses tagesklinische Konzept schon seit einigen Jahren üblich. Nun zieht man auch in der Netzhautchirurgie nach. Beim Fachkongress "Advanced Retinal Therapy" diskutieren am Samstag internationale Experten über ihre Erfahrungen damit in der Praxis.

Ambulant, schonend

Schmidt-Erfurth spricht von einem Paradigmenwechsel: "Medizinisch ist dieses ambulante und schonende Konzept effizient für die Patienten, die Ärzte – und auch für das Gesundheitssystem." Sie schätzt, dass in Zukunft 90 Prozent aller Patienten der Augenklinik nicht mehr stationär aufgenommen werden müssen. Möglich wird das durch die technischen und medikamentösen Fortschritte der vergangenen Jahre, gepaart mit chirurgischen Techniken. "Wir arbeiten heute unter anderem mit hochpräzisen Lasern, die kleine Schnitte und nicht-invasive Behandlungen bedeuten", erklärt Katarakt-Spezialist Univ.-Prof. Rupert Menapace. Gerade in seinem Bereich mit steigenden Patientenzahlen bewähre sich diese Mikro-Präzisisonschirurgie.

Dabei führen Laser exakte Schnitte nach einem Programm aus. "Ein guter Chirurg operiert so präzise wie ein Laser. Aber bei einer großen Zahl an Patienten bringt eine Automatisierung eine Standardisierung bei gleichbleibender Qualität." An der MedUni Wien arbeitet man seit zwei Jahren als einziges Zentrum in Österreich mit einem speziellen Niedrigenergielaser, der auf sogenannter Femtolaser-Technologie basiert. Er arbeitet wesentlich präziser als verfügbare Geräte.

Weniger Komplikationen

Bei sensiblen Eingriffen im hinteren Augenbereich, etwa direkt an der Netzhaut oder am Glaskörper, geben mikroskopisch dünne Endoskope und digitale Bildgebung den Chirurgen mehr Sicherheit.

Der Augenchirurg Univ.-Prof. Michael Georgopoulos erklärt: "Während der Operation im Live-Verfahren virtuelle Bilder der hauchdünnen Netzhaut zu haben und Veränderungen zu erkennen, erlaubt eine wesentlich schonendere und effizientere Augenchirurgie." Das bedeutet auch weniger Komplikationen für die Patienten. Anstatt großer Schnitte, die genäht werden mussten, reiche heute häufig eine Öffnung unter 0,5 Millimeter.

Trotz aller Fortschritte durch technische Innovationen bleibt auch in Zukunft das Können der Operateure wesentlich, betont Schmidt-Erfurth. "Es ist eine hohe Expertise in spezialisierten Zentren nötig. Eine Operation ist immer nur so gut wie die Hand des Chirurgen. Man muss ständig üben, das ist wie beim Klavierspielen."

Grauer Star (Katarakt)

Unbehandelt verschlechtert die Trübung der Augenlinse das Sehvermögen. Bei der OP ersetzt eine Kunstlinse die echte Linse.

Grüner Star (Glaukom)

Nervenfasern sterben durch hohen Augeninnendruck ab, das führt unbehandelt zur Erblindung. Der Druck wird im Frühstadium mit Tropfen gesenkt, später kann eine Laseroperation helfen.