Kopfschmerz bei Kindern: Auslöser ist häufig Stress
Von Ute Brühl
Wenn Kinder über Kopfweh klagen, nehmen das Eltern häufig nicht ernst. Vor allem dann, wenn das Kind die Schmerzen als Vorwand nimmt, um nicht zur Schule gehen zu müssen oder von den Hausübungen befreit zu werden. Dabei können schon die Jüngsten unter Kopfschmerzen leiden, wie der Neurologe und Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, Gregor Brössner, weiß. Das hätten Befragungen im Vorjahr gezeigt, die über einen Zeitraum von sechs Monaten liefen: Demnach berichten 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen, dass sie mindestens ein Mal Kopfweh hatten, drei Prozent sogar täglich. Je älter die Jugendlichen werden, desto mehr ähneln Häufigkeit und Art der Beschwerden der von Erwachsenen.
Meist sind es die Mütter, denen die Kinder ihr Leid klagen. Auch Lehrer werden oft damit konfrontiert (s. Grafik). "Doch leider wissen Erwachsene oft zu wenig über den richtigen Umgang mit Kopfschmerzen bei Jugendlichen. Da herrscht Aufklärungsbedarf", sagt Brössner. Treten die Beschwerden nur selten auf und ist der Leidensdruck nicht allzu groß, reicht es meist, den Lebensstil etwas zu ändern (siehe unten). Klagt das Kind aber häufig über Schmerzen oder wird sogar schon der Alltag beeinträchtigt, müsse unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären.
Stress in der Schule
Wenn man Eltern, Lehrer und Schüler fragt, so sehen fast alle den Stress in der Schule oder im Privatleben als Hauptauslöser. Auch fehlende Bewegung und zu viel Medienkonsum sowie Mobbing und Alkohol- bzw. Nikotinkonsum können Kopfschmerzen auslösen. Mediziner unterscheiden zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen: "Beim Ersten ist der Schmerz selbst die Erkrankung, etwa bei Migräne oder Spannungskopfschmerz. Der Sekundäre ist eine Begleiterscheinung für eine andere Erkrankung wie Bluthochdruck oder Tumor. Er ist seltener, kann aber lebensgefährlich werden." Schon alleine, um so eine schwere Krankheit auszuschließen, sei es ratsam, einen Spezialisten aufzusuchen, wenn ein Jugendlicher häufig über Schmerzen klagt.
Zuhören und das Kind ernst nehmen – das ist das Wichtigste, das Eltern und Lehrer tun können, wenn ein Jugendlicher über Schmerzen im Kopf klagt. "Manchmal reicht es schon, wenn ein Schüler in einen eigenen Raum gehen kann und sich dort ausruhen oder gar schlafen kann", meint Neurologe Georg Brössner.
Treten die Schmerzen häufiger auf, ist die beste Therapie meist eine Änderung des Lebensstils: Wichtig ist nicht nur, dass ein Jugendlicher ausreichend schläft, sondern auch, das er regelmäßig trinkt und isst.
Da Stress als Auslöser Nummer eins gilt, kann auch Biofeedback helfen – "Entspannungsübungen, die unter physiotherapeutischer Anleitung gemacht werden", erläutert Brössner. Auch Sport kann Spannungen lösen und Schmerzattacken vorbeugen. Medikamente sollten bei Kindern und Jugendlichen nur im Notfall verabreicht werden. "Dennoch empfiehlt es sich, Tabletten zu Hause zu haben. Denn schon allein das Wissen, dass man auf die Arznei zugreifen kann, führt oft dazu, dass die jungen Patienten weniger Kopfweh haben."