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Die richtige Architektur fördert den Heilungsprozess

Um zehn bis zwanzig Prozent niedriger – der Spiegel an Stresshormonen, der Blutdruck und der Herzrhythmus von Patienten und Spitalspersonal sowie der Schmerzmittelverbrauch. Um zehn bis zwanzig Prozent kürzer – der Spitalsaufenthalt. Und um zehn bis zwanzig Prozent höher – die in Befragungen erhobene Zufriedenheit des Personals.

"Viele Studien zeigen, dass Spitäler mit hohem Anteil an Grüflächen und mit hellen Räumen, einen deutlichen messbaren positiven Einfluss haben", sagt Albert Wimmer, Architekt des Krankenhaus Nord. Er war maßgeblich verantwortlich dafür, dass der Weltkongress "Design & Health" (der zwölfte) vor wenigen Tagen erstmals in Wien stattfand.

Stress löst Krankheiten aus

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"Stress ist der Ausgangspunkt vieler Krankheiten", sagt der Architekt und Experte für öffentliches Gesundheitswesen, Alan Dilani aus Schweden. Er hat die Kongressreihe ins Leben gerufen. "Die ethische Verantwortung von Architektur liegt darin, einen Beitrag zu leisten, dass Stress reduziert und vermieden wird." Grundlage sei das Konzept der Salutogenese – die Wissenschaft von der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit. "Gesundheit und Krankheit sind Prozesse, man wird ja nicht innerhalb einer Minute krank. Gesundheit ist immer eine Balance zwischen gesundheitsfördernden und Risikofaktoren." Ein Spital müsse auf allen Ebenen gesundheitsfördernd wirken. "Wenn man um viel Geld ausgebildete Ärzte in einer Umgebung ohne Tageslicht arbeiten lässt, wird man von ihnen nicht die bestmögliche Leistung erwarten können."

Vom Palast zur Piazza

"Wir vollziehen gerade den Wechsel vom 19. ins 21. Jahrhundert", sagt Wimmer. "Damals hat man Mauern um Spitäler gebaut, ähnlich wie bei Palästen – etwa beim Otto-Wagner-Spital. Beim Krankenhaus Nord etwa ist das ganz anders: Da gibt es einen Piazza, einen Platz, wo man gerne hingeht, wo alltägliches Leben stattfindet, wo man einkaufen oder Kaffee trinken kann. Hier inszeniert Architektur das alltägliche Leben. Das soll Ängste und Barrieren abbauen."

Viele Elemente

Um ein Spital zu errichten, in dem sich Personal und Patienten wohlfühlen können, gebe es nicht die eine große Maßnahme. "Es sind unzählige kleine Elemente", betont Wimmer. "Natürlich sind ein großer Grünflächenanteil – im KH Nord etwa sind nur 40 Prozent der gesamten Liegenschaft verbaut – und Tageslicht für alle wichtige Faktoren. Im KH Nord gibt es keine Pathologie im Keller."

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Aber auch viele andere Maßnahmen seien wichtig: "Wir haben etwa einen mobilen Patientenschrank erfunden", nennt Wimmer ein weiteres Beispiel aus dem KH Nord. Von Anfang an habe der Patient damit seine Sachen immer bei sich, ganz egal, wo im Spital er sich befindet, zu welcher Untersuchung er gerade muss. Das vermittelt das Gefühl: Ich bin immer Herr meiner Dinge, fühle mich nicht verloren. Das klingt einfach, war aber ein großes logistisches Projekt." Oder: Bänke in den Krankenzimmern, auf denen sich eine Besuchsperson auch ausruhen, eventuell sogar übernachten kann. Oder: Ein klares Orientierungssystem: Und: "Wir leiten die Besucher so ins, dass sie nicht an Untersuchungsräumen und Ambulanzen vorbeikommen und dort Keime hintragen."

„Form, Funktion, Farbe, Atmosphäre: „Es ist belegt, dass sich das alles auf das Empfinden von jedem Menschen auswirkt und im Spital einen Einfluss auf den Heilungserfolg hat“, sagt Univ.- Prof. Walter Hruby, Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Im Billrothhaus der Ärztegesellschaft in Wien 9 fand ein Teil der Veranstaltungen zum Weltkongress „Design&Health“ statt: „Das Spital der Zukunft braucht natürlich High Tech. Aber wir brauchen auch High Touch, den menschlichen Aspekt. Das wird oft abgetan als softes Thema – ist aber ganz entscheidend.“ Die Technik sei unverzichtbar, „aber sie ist nur ein Werkzeug und muss in den Hintergrund. Zuwendung ist Zuhören – und das müssen wir wieder lernen.“

Mitglieder der 1837 gegründeten Ärztegesellschaft hätten einen wesentlichen Anstoß zum Bau der ersten Hochquellwasserleitung gegeben: „Sie haben die Politiker dazu gedrängt, aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse in der Stadt dieses Projekt umzusetzen.“ Heute sei das Thema gesundheitsfördernde Architektur von großer Bedeutung, weshalb sich die Ärztegesellschaft hier engagiere: „Patienten und Besucher müssen sich wohlfühlen können.“