Wissen/Gesundheit/Gesund

Koma-Trinken macht das Hirn "alt"

Koma-Saufen, bis der Notarzt kommt, Hütten-Gaudi beim Einkehrschwung nach dem Skifahren. Junge Menschen, die sich rituell betrinken, werden in ihrer Clique meist als Helden gefeiert. Dabei schlagen Experten schon länger Alarm, denn das Einstiegsalter für Alkoholkonsum sinkt ständig. Bei den unter 16-Jährigen haben in Österreich rund 90 Prozent bereits Erfahrungen mit Alkohol. Bei den 13-Jährigen konsumieren laut einer großen WHO-Studie bereits acht Prozent der Burschen und knapp vier Prozent der Mädchen mindestens ein Mal pro Woche Alkohol. Den meisten Jugendlichen ist gar nicht bewusst, dass die Folgen des Trinkens nicht nur ein Brummschädel und Übelkeit sind.

Ungünstiger Einfluss

"Alkohol greift im Körper auf mehreren Ebenen ungünstig ein", sagt Univ.-Prof. Henriette Walter, Uni-Klinik für Psychiatrie Wien. Neben der Gefahr, dadurch in eine Suchterkrankung zu rutschen, steigt auch das Risiko für organische Schäden. Oder, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen: Exzessiver Alkoholkonsum in der Jugend könnte vorzeitige Demenz-Erkrankungen begünstigen.

Univ.-Prof. Michael Musalek, Leiter der Suchtklinik Anton-Proksch-Institut in Wien betont, dass es zwar derzeit noch keine gesicherten Daten über einen Zusammenhang zwischen Koma-Saufen und Demenzerkrankungen gibt. Aber: "Jeder schwere Rauschzustand verursacht natürlich ein Absterben von Nervenzellen. Wenn das häufig auftritt, schädigt das mit der Zeit das Gehirn. Und ein bereits vorgeschädigtes Gehirn kann mit den Jahren auch anfälliger sein für Demenzerkrankungen."

Vitamin-B-Mangel

Schon jetzt gelten Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen oder Diabetes als Risikofaktoren für Demenzerkrankungen. "Daneben spielt der Mangel an Vitamin B eine große Rolle. Dieser entsteht vor allem durch unausgewogene Ernährung", betont Henriette Walter. Der Vitamin-B-Komplex umfasst mehrere Vitamine (B1 bis B6 und B12), die stark an Stoffwechselvorgängen beteiligt sind. "In den Nervenzellen des Gehirns sorgen die B-Vitamine zum Beispiel für den Zellschutz."

Durch die Kombination mit Alkohol entstehe gerade bei Jugendlichen, die sich heutzutage häufig von Fast Food ernähren, eine fatale Kombination. "Alkohol greift die Nervenzellen im Gehirn an, durch das fehlende Vitamin B sind sie aber nicht davor geschützt." Doch wie kann man die Jugendlichen für ein Thema sensibilisieren, das sie erst in Jahrzehnten betreffen könnte? Michael Musalek: "Es geht darum, ein Problembewusstsein für exzessiven Alkoholkonsum zu vermitteln und um die Vorbildwirkung. Dass es bei einem schweren Rausch zu Funktionsstörungen des Gehirns kommt, erlebt ja jeder Betroffene selbst am Tag danach. Es geht also nur auf den ersten Blick um etwas, das vielleicht erst in 40 Jahren passieren wird."