Kinderkrebs: Wie heute die Heilungschancen aussehen
Von Ernst Mauritz
Es ist eine sehr positive Nachricht zum Internationalen Kinderkrebstag am heutigen Donnerstag (15. 2.): Bei der häufigsten Krebserkrankung im Kindesalter – der akuten lymphatischen Leukämie – liegt die Heilungsrate bei mittlerweile 90 Prozent. 80 Prozent der Kinder sind nach der ersten Therapie geheilt. Bei rund 20 Prozent gibt es einen Rückfall und tritt die Krankheit wieder auf: "Aber von diesen kann man nochmals die Hälfte heilen", sagte Georg Mann, stellvertretender ärztlicher Direktor des St. Anna Kinderspitals, im Gespräch mit Martina Salomon (stv. KURIER-Cheredakteurin) für das KURIER-TV-Format "Warum eigentlich?". Bei anderen Krebserkrankungen im Kindesalter sind die Heilungschancen ebenfalls sehr hoch.
Aber auch für die Familien jener Kinder, deren Erkrankung leider wiederkehrt, gibt es vielversprechende Entwicklungen, wie Mann betont: Neue Therapien zusätzlich zur Chemotherapie und Knochenmarkstransplantation – etwa Medikamente, die gewisse Signalwege in den Krebszellen blockieren und somit deren Vermehrung hemmen: "Wir haben viel Hoffnung, dass wir mit diesen einerseits die Nebenwirkungen der Chemotherapie vermeiden, andererseits auch schwer heilbare Erkrankungen besser therapieren können."
Therapien kombinieren
Ob die Chemotherapie einmal zur Gänze Geschichte wird? "Diese Hoffnung besteht, wir sind auf dem Weg, natürlich würden wir gerne die besonders toxischen Formen der Chemotherapie ersetzen." Gleichzeitig müsse man aber auch die hohe Erfolgsrate sehen, die gerade bei Kindern mit dieser Therapieform erzielt werde könne. Auch die Knochenmarkstransplantation sei noch nicht ganz ersetzbar: "Aber man wird sie in Zukunft wahrscheinlich bei Kindern mit einem hohen Risiko für einen Rückfall mit anderen Therapien kombinieren – etwa Antikörpern, an denen Abwehrzellen andocken können und Immuntherapien, die die Krebszellen für das Abwehrsystem besser erkennbar machen."
Ein wichtiges Ziel sei es dabei auch, die Krebserkrankungen jener Kinder, die bisher nicht geheilt werden können, noch genauer molekularbiologisch klassifizieren zu können – um so Angriffspunkte für eine Therapie finden zu können.
Europaweit führend
Österreich ist bei der Heilungsrate von Kindern mit Krebs europaweit führend, betont Mann: "Das hängt einerseits mit der sehr guten Zusammenarbeit der acht österreichischen Zentren zur Behandlung von Kinderkrebs und unserer Rolle von St. Anna als Beratungs- und Studienzentrum zusammen." Und andererseits mit dem Forschungslabor der St. Anna Kinderkrebsforschung: "Es liefert uns ein diagnostisches Service, das nicht überall geboten werden kann." Die Infrastruktur der Kinderkrebsforschung wird übrigens ausschließlich durch Spenden finanziert (siehe Textende).
Ganz wichtig ist es Georg Mann und allen Mitarbeitern von St. Anna, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen: "Manche sagen, ,die Oma ist an Krebs gestorben, keine Therapie hat geholfen, deshalb kann man dem Kind so furchtbare Therapien doch nicht antun‘." Zum Glück werde so eine Haltung immer seltener: "Wir betonen dann immer: Man kann die Situation von Erwachsenen nicht auf jene eines Kindes übertragen. Bei Kindern ist sie ganz anders, die Heilungsraten sind viel höher. Und das können die Eltern dann auch nachvollziehen."