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Kinder verlieren fünf Lebensjahre

Angesichts dieser Zahlen wundert man sich nicht mehr: Österreichs Kinder haben europaweit den höchsten Fettgehalt, die 15-Jährigen sind im OECD-Vergleich Schlusslicht in puncto Gesundheits- und Risikoverhalten. Und nur noch 28 Prozent der Schulkinder betreiben regelmäßig Sport – zum Vergleich: In Schweden sind es 72 Prozent.

"Unsere Kinder sind die erste Generation, die eine kürzere Lebenserwartung hat als ihre Eltern. Im Schnitt werden sie um fünf Jahre kürzer leben", ließ Volleyball-Präsident Peter Kleinmann im Ö1-Morgenjournal aufhorchen. Er beruft sich auf eine Studie, die der US-Sportartikel-Hersteller Nike in Auftrag gegeben hat (siehe www.designedtomove.org) und heizt den viel diskutierten Ruf nach der täglichen Turnstunde damit neu an.

Dass Kinder, die mehr Bewegung machen, in der Schule besser abschneiden, haben internationale Studien längst belegt. "Kinder, bei denen der Mathematik-Unterricht auf Kosten von Sport gekürzt wurde, haben am Jahresende besser abgeschnitten als jene Kinder, die mehr Mathe- und weniger Sportunterricht bekommen haben", erzählt Kleinmann, der betont, wie wichtig es ist, Bewegung schon von klein auf zu leben.

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Purzelbaum

"Allerdings haften Kindergärtner und Volksschullehrer für Unfälle und verhindern deshalb aus Angst vor Konsequenzen sogar teilweise den Bewegungsdrang der Kinder." Das führt so weit, dass etliche Kinder heute weder einen Purzelbaum mehr schlagen, noch einbeinig hüpfen können.

Prim. Klaus Vavrik von der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit warnt jedoch davor, die Verantwortung nur auf die Kindergärten und Schulen zu schieben. "Die Turnstunde ist eine gute Idee, ist aber keine Allheillösung." Die Ursache des Problems liege im gesellschaftlichen Wandel. "Der Mobilitätskreis unserer Gesellschaft hat sich von 25 auf etwa 2,5 Kilometer verkleinert, Eltern versuchen Wege mit ihren Kindern in möglichst kurzer Zeit hinter sich zu bringen." Bewegung ist zu einem notwendigen Übel geworden.

Laut Vavrik braucht es ein gesellschaftliches Umdenken in Bezug auf Wohlstand. "In Australien gehört es zur Lebensqualität, hinaus in die Natur zu gehen, fit zu sein und dabei Spaß zu haben. Bei uns bedeutet Wohlstand, ein luxuriöses Auto zu besitzen und komfortabel mit dem Lift in die Wohnung zu kommen."

Bewegung kann allerdings nicht zwanghaft vorgeschrieben werden, sondern muss Spaß machen, sind sich Vavrik und Kleinmann einig. Dann wird sie auch außerhalb der Schule gelebt. Dazu braucht es vor allem Bewusstseinsarbeit. Ein gesunder Lebensstil würde nicht nur die Lebenserwartung, sondern vor allem die Gesundheitserwartung steigern, die mit derzeit knapp über 60 Jahren vergleichsweise jetzt schon eher niedrig ist.

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