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Hochdruck schon bei 16-Jährigen

Es war nur eine von vielen Fragen des Abends: „Wie wirken sich Schmerzmittel bei Bluthochdruck aus?“

„Regelmäßige Schmerzmitteleinnahme ist Gift für den Blutdruck – und im Übrigen auch für die Niere. Es gibt eine große Schmerzmittelgruppe (die nichtsteroidalen Antirheumatika, NSAR, Anm.), die sind für Patienten mit Bluthochdruck und Herzmuskelschwäche ganz schlecht und nicht angezeigt“, so Oberärztin Gabriele Jakl-Kotauschek von der Kardiologie im Wiener Wilhelminenspital. „Weil sie den Blutdruck weiter erhöhen können.“

Zahlreiche Interessierte kamen Mittwochabend zum GesundheitstalkBluthochdruck“ von KURIER, MedUni Wien und Novartis im neuen Van-Swieten-Saal der Medizinischen Universität Wien.

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Stille Krankheit

Bluthochdruck ist eine stille Krankheit, die sich langsam über Jahre hinweg entwickelt“, sagte die Sozialmedizinerin Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder, Leiterin des Institutes für Sozialmedizin der MedUni Wien. „Dafür müssen wir ein Bewusstsein schaffen. Nur ein Drittel der Bevölkerung hat in den vergangenen Monaten eine Blutdruckmessung durchgeführt. Und rund 50 Prozent der Bluthochdruckpatienten sind unsicher, wie sie ihre Medikamente einnehmen sollen – dass es eben eine Langzeittherapie ist und man die Medikamente nicht nach kurzer Zeit absetzen darf, auch dann nicht, wenn der Blutdruck scheinbar ohnehin wieder in der Norm ist.“

„Erschreckend ist, dass wir auch schon 16-, 17-jährige Patienten mit zu hohem Blutdruck sehen – neben genetischen Faktoren sind die Ursachen Übergewicht und Bewegungsmangel“, sagte Jakl-Kotauschek.

Risikofaktor Rauchen

Und es gebe Hinweise darauf, dass Rauchen der Mutter vor und während der Schwangerschaft „ein großer Risikofaktor für einen späteren Bluthochdruck des Kindes“ ist.

„Ich messe gelegentlich meinen Blutdruck. Manchmal ist er dabei über 140/90 mmHg. Soll ich deshalb etwas unternehmen?“, fragte ein anderer Gesundheitstalk-Besucher.

„Ja“, antwortete Jakl. „Sie sollten einen Arzt konsultieren und er wird Ihnen empfehlen, öfter zu messen und die Werte aufzuschreiben bzw. in einen Blutdruckpass einzutragen. Bei auffälligen Werten wird er weiterführende Untersuchungen – wie z. B. eine 24-Stunden-Blutdruckmessung – veranlassen.“

„Leider müssen wir in unserer Arbeit immer wieder feststellen, dass viele Patienten Angst vor den Untersuchungen haben“, berichtete Franz Radl, Präsident des Wiener Herzverbandes. „Sie fragen: ,Ist das wirklich alles notwendig?‘ Wir sagen ihnen dann, dass sie offen mit dem Arzt sprechen müssen, um eine erfolgreiche Therapie zu ermöglichen.“

„In den nordischen Staaten hat sich gezeigt, dass die Patienten sogenannten Herzinsuffizienz-Schwestern mehr erzählen als uns Ärzten“, sagte Jakl-Kotauschek. „Und dass Patienten, die zusätzlich auch von solchen Schwestern betreut werden, ein deutlich besseres Überleben haben als nur bei einer Arztbetreuung alleine.“ In Oberösterreich und Salzburg gebe es bereits Modelle, wo Schwestern Hausbesuche machen und zum Beispiel mit dem Patienten die richtige Medikamenteneinnahme besprechen. „Es wäre wichtig, wenn es so etwas auch in Wien gäbe.“

„Wie viel soll man am Tag trinken, wenn man Herzschwäche hat?“

„Nicht mehr als 1,5 Liter – da zählen Kaffee sowie Obst wie Äpfel oder Weintrauben dazu“, erklärte Jakl. „Denn es macht keinen Sinn, ein entwässerndes Medikament zu nehmen und oben alles nachzuschütten – das ist dann ein reines Durchwaschen.“ – „Auch bei Gesunden sind 1,5 bis maximal zwei Liter genug – bei sportlicher Betätigung ist das natürlich anders“, so Rieder. „Dieses ununterbrochene Trinken ist heute zu einer Philosophie geworden.“

Die Richtwerte: Ein „optimaler“ Blutdruck liegt bei Werten unter 120/80 mmHg. Von Bluthochdruck sprechen Mediziner ab 140/90 mmHg. Der Bereich dazwischen wird als normal bzw. als „noch normal“ bezeichnet.

30-mal messen: Wer selbst misst, sollte dies mindestens 30-mal tun. Sind dabei sieben oder mehr der 30 Messwerte größer oder gleich 135/85 mmHg, spricht man ebenfalls von Bluthochdruck. Weil bei Selbstmessungen die Anspannung beim Arztbesuch wegfällt, liegt hier die Schwelle zum Bluthochdruck bereits bei 135/85 mmHg und nicht wie bei einer Einzelmessung beim Arzt bei 140/90 mmHg. Die beste Methode ist eine ambulante 24-Stunden-Messung.