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Herzstillstand nach Halbmarathon: Was die Ursachen sein können

Es ist ein extrem seltener Zufall: Gleich zwei Läufer der Halbmarathonstrecke beim Wachau-Marathon – ein 35-jähriger und ein 44-jähriger Mann – starben am Sonntag in Folge eines Herzstillstandes. Eine Reanimation blieb erfolglos. "Das ist wirklich sehr ungewöhnlich", sagt der Präsident der Österr. Kardiologischen Gesellschaft, Univ.-Doz. Franz Xaver Roithinger. Noch dazu bei einem Halbmarathon: Laut einer 2012 erschienenen US-Studie kommt es bei einem von 400.000 Halbmarathonläufern zu einem Herzstillstand. Bei Marathonläufern (über die volle Distanz) bezifferten die US-Kardiologen das Risiko mit einem Fall pro 100.000 Läufern. Die Autoren werteten die Daten von 10,9 Millionen Teilnehmern an Laufveranstaltungen aus – im Durchschnitt waren Läufer mit akutem Herzstillstand 42 Jahre alt, Männer waren häufiger betroffen.

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"Bei Hobbysportlern ist die häufigste Ursache dafür eine nicht bekannte Erkrankung der Herzkranzgefäße", so Roithinger. "Ein Herzkranzgefäß kann bereits leicht verengt sein, aber noch so gering, dass man im Alltag davon gar nichts merkt, keinerlei Einschränkung der Belastbarkeit, auch nicht bei einem Belastungs-EKG." Und im Herzultraschall sieht man die Herzkranzgefäße nicht. "Der Ultraschall zeigt, ob die Pumpfunktion und die Herzklappen in Ordnung sind und in welchem Zustand sich Haupt- und Halsschlagader befinden."

In einer Stress-Situation kann die Innenwand des "verkalkten" , verengten Gefäßes einreißen, die Ablagerungen werden in die Blutbahn gespült, ein Gerinnsel bildet sich und verstopft das Gefäß – es kommt zum Infarkt.

Der Infarkt alleine ist aber meist keine Todesursache: "Der Patient spürt einen heftigen Vernichtungsschmerz und wird in ein Katheterlabor gebracht, wo das verschlossene Gefäß aufgedehnt wird – 95 Prozent dieser Patienten überleben."

Kammerflimmern

Doch bei fünf bis zehn Prozent aller Herzinfarkte kommt es zum Kammerflimmern, einer potenziell tödlichen Herzrhythmusstörung: "Der Puls kann mehr als 300 Schläge in der Minute betragen, die elektrische Erregung der Herzmuskelzellen wird gestört. Das Herz kann kein Blut mehr ins Gehirn pumpen – der Patient wird ohnmächtig. Erst ein Defibrillator kann die elektrische Herzaktivität wieder synchronisieren." Bei Profisportlern sind es meist erbliche (genetische) Herzmuskelerkrankungen (Ionenkanalerkrankungen), die Störungen der elektrischen Herzerregung und damit lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen verursachen können.

Roithinger betont, dass vor einer außergewöhnlichen Belastung wie einem Laufereignis ein Belastungs-EKG und ein Herzultraschall durchgeführt werden sollten, besonders dann, wenn es in der Familie bereits Infarkte gab oder persönliche Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Übergewicht) vorliegen – auch wenn dies keine hundertprozentige Sicherheit garantiere. Leistungssteigernde Mittel können ebenfalls das Risiko für einen Herzstillstand erhöhen – Aufputschmittel etwa oder Präparate, die das Blut verdicken.

Roithinger: "Trotz der zwei tragischen Fälle – der gesundheitliche Nutzen sportlicher Betätigung überwiegt das Risiko deutlich."