Aschermittwoch: Warum Heringe furzen, wir sie aber trotzdem essen
Von Katharina Salzer
Er furzt über mehrere Oktaven hinweg und das bis zu sieben Sekunden lang. Er tut das wohl, um sich Gehör zu verschaffen, um zu kommunizieren. Je mehr Artgenossen um ihn herumwuseln, desto lauter. Sein klingender Name: Clupea harengus.
Er hat auch eine gute Nase. Unter Menschen wäre das eine schlechte Kombination. Unter Wasser ist es eine Überlebensstrategie, die, das muss man sagen, nicht immer gelingt: Der Hering landet millionenfach auf unseren Tellern. Am heutigen Aschermittwoch traditionell als Heringsschmaus. Er ist aber auch unterm Jahr einer der beliebtesten Speisefische. Hinter den Namen wie Matjes, Rollmops, Bückling verbergen sich Heringe. Geräuchert, gebraten, eingesalzen, eingelegt.
Die kleinen Tiere – sie selbst ernähren sich hauptsächlich von Ruderfußkrebsen – sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette in den Ozeanen. Andere Fische, Delfine, Wale und Seevögel erwischen und fressen sie, trotz deren enorm schneller Fluchtreaktion.
Eigentlich sollte es genug Heringe geben. Weltweit kommt wohl kein Fisch in größerer Zahl vor, ist dem Artenlexikon des WWF zu entnehmen. Heringe bilden glitzernde Schwärme, die viele hundert Tonnen Fisch enthalten können. Ihnen wurde der poetische Name „Silber des Meeres“ verliehen.
20 bis 25 Zentimeter wird der Hering normalerweise lang. Maximal misst er 40 Zentimeter. Die ältesten Exemplare werden 20 Jahre alt.
In bis zu 360 Metern Tiefe sind die Schwärme zu finden. Nachts nähern sich die Fische der Oberfläche.
181 Arten gehören zur Familie der Heringsartigen. Darunter auch Sardellen.
30.000 Eier legt das Heringweibchen durchschnittlich. Sie sind etwa einen Millimeter groß.
1 Matjes-Doppelfilet entspricht kalorientechnisch fast zwei Schokoriegeln. Matjes bedeutet, dass die Heringe keinen Ansatz von Rogen haben dürfen.
Weniger poetisch ist, dass die Bestände in der Ostsee historisch schlechte Jahre erlebt haben. Nicht nur aufgrund der Überfischung. Auch die Erwärmung der Meere könnte dem Fisch ans Leder gehen. Denn er mag es eher kühl und schwimmt im Übergang zwischen gemäßigten, nördlichen und polaren Meeresbereichen. Nord- und Ostsee und der gesamte Nordatlantik sind sein Rayon.
Als mahnendes Beispiel dienen die 1960er-Jahre. Der Mensch hatte es geschafft, den Nordseeheringsbestand zu gefährden. Vier Jahre war die Heringsfischerei komplett untersagt. „In Zukunft müssen wir vermehrt klimarelevante Daten und Auswirkungen in die Fangquoten einrechnen“, sagt WWF-Meeresbiologe Axel Hein. Die Erwärmung der Meere könne auch dazu führen, dass sich das Verbreitungsgebiet verändert, so die Nichtregierungsorganisation MSC.
Die Forschung ist gefragt, wie die von Ben Wilson über Fischflatulenzen. Warum? „Die Geräusche können Auswirkungen auf unser Verständnis des Heringverhaltens haben“, ist in der Studie zu lesen. Egal was es für Erkenntnisse gibt, eines wird bleiben: Den Menschen schmeckt der Hering. Seit Jahrhunderten. Und das ist kein „Schas“.