Halten Sie ein Jahr durch, dann geht alles leichter
Von Ernst Mauritz
Das Abnehmen selbst funktioniert ja oft noch – relativ – leicht: Hochmotiviert zieht man die geplante Ernährungsumstellung durch, ändert sein Bewegungsverhalten und wird durch jedes Kilo, das purzelt, angespornt. Doch irgendwann hat man das Zielgewicht erreicht – und dann wird es mühsam, dieses dauerhaft zu halten.
Forscher der Universität von Kopenhagen haben jetzt eine Entdeckung gemacht, die Abnehmwillige motivieren könnte durchzuhalten: "Unsere Studie hat gezeigt, dass es rund ein Jahr dauert, bis der Körper das neue Gewicht akzeptiert und nicht mehr dagegen ankämpft, wie das normalerweise der Fall ist, wenn man die Kalorienaufnahme dauerhaft reduziert", so Biomediziner Signe Sorensen Torekov.
Neu entdeckter Mechanismus
Die Forscher kamen folgendem Mechanismus im Körper auf die Spur: Ein Jahr nach dem erfolgreichen Halten der Gewichtsreduktion stiegen nach einer Mahlzeit die Blutspiegel von zwei "Sättigungshormonen" – sie reduzieren den Appetit – an, und zwar auf einen höheren Wert als vor der Abnehmphase. Gleichzeitig ging die Ausschüttung des "Hungerhormons" Ghrelin – es regt den Appetit an – zurück. Der Körper benötigte demnach ein Jahr, um sich auf das neue, niedrigere Körpergewicht einzustellen – davor zeigten sich diese Effekte nicht.
"Wir wissen, dass stark übergewichtige Menschen niedrige Werte dieser appetitzügelnden Hormone haben", so Eva Winning, eine der Studienautorinnen. "Die gute Nachricht ist, dass wir zeigen konnten, dass man mit einer dauerhaften Gewichtsabnahme die Spiegel der appetitdämpfenden Hormone erhöhen kann" – wenn die Gewichtsreduktion für mindestens ein Jahr anhält.
Torekov: "Das Aufbauende an unserer Studie ist: Wenn man die Gewichtsreduktion für einen längeren Zeitraum durchhält, dann sieht es danach aus, dass man einen kritischen Punkt passiert – und nach diesem Punkt wird es tatsächlich leichter, das Gewicht zu halten als zu Beginn dieser Phase." Und die hoffnungsvolle Schlussbotschaft des Forschers: "Der Körper kämpf nicht länger gegen dich – sondern er kämpft mit dir. Und das ist eine gute Nachricht für alle, die abnehmen wollen."
Abnehmen schützt Herz
Die Zahl der Herzinfarkte in Europa und Nordamerika geht zurück – ein Grund: die Rauchverbote. Doch es gibt auch beunruhigende Trends. Eine Studie der Cleveland Clinic in den USA hat gezeigt: Von schweren Infarkten sind zunehmend stark übergewichtige Menschen betroffen – zwischen 1995 und 2014 stieg ihr Anteil unter Infarktpatienten von 31 auf 40 Prozent an. Gleichzeitig sank das Durchschnittsalter von 64 auf 60.
Doch damit nicht genug: 31 Prozent der schwer Herzkranken waren 2014 Diabetiker (1995: 24 %), der Anteil der Herzkranken mit hohem Blutdruck steigt von 55 auf 77 %. Und statt 28 Prozent vor 20 Jahren sind heute 46 Prozent der Menschen mit einem Gefäßverschluss im Herzen starke Raucher. Der Anteil der Patienten mit drei oder mehr Risikofaktoren nahm von 65 auf 85 % zu. Fazit: Obwohl es in der Gesamtbevölkerung Verbesserungen gibt, nehmen unter den schwer kranken Herzpatienten die Risikofaktoren zu – ein Versagen der Prävention.