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Gute Sicht – auch im Alter

Wer zum Lesen seines Handy-Displays, einer Speisekarte oder eines Zeitungsartikels jedes Mal mühevoll nach seiner Lesebrille suchen muss, hat künftig eine Alternative: Am Universitätsklinikum Salzburg wird das KAMRA-Inlay eingesetzt – ein in den USA entwickeltes Implantat, das die Auswirkungen der Alterssichtigkeit rückgängig macht und die Sehfähigkeit im nahen und mittleren Bereich wiederherstellt.

Der Vorstand der Uni-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie, Prim. Univ.-Prof. Günther Grabner, erklärt zunächst das Problem der Alterssichtigkeit: „Im Alter zwischen 45 und 55 geht bei jedem die Zoomfähigkeit des Auges verloren. Die Linse wird so hart, dass sie sich nicht mehr verformen kann. Sie kann in der Nähe nicht mehr scharf stellen. Alterssichtigkeit trifft alle – lediglich Kurzsichtige können ihre Fehlsichtigkeit nutzen, um in der Nähe zu lesen."

Wer sein bisheriges Leben normal gesehen hat, muss sich folglich eine Lesebrille zulegen. Fehlsichtige sind ab einem gewissen Alter auf eine Gleitsichtbrille angewiesen, bzw. müssen sie ständig zwischen ihrer Nah- und Fernsichtbrille wechseln. Seit einigen Jahren hat sich außerdem die Gleitsicht-Kontaktlinse etabliert – allerdings wird diese nur von 30 bis 40 Prozent der Patienten vertragen, erklärt Grabner: „Die Verträglichkeit von Kontaktlinsen nimmt mit dem Alter einfach ab." Und auch diverse Laser-Verfahren können bei Alterssichtigkeit nur bedingt helfen.

Seit sechs Jahren wendet Grabner nun das Implantat an: „Es wirkt wie eine Blende beim Fotografieren und erhöht die Tiefenschärfe." Im Rahmen einer ambulanten LASIK-Laser-Operation wird das Implantat in das nicht dominante Auge eingesetzt. Der Patient kann mit diesem Auge wieder Alltägliches wie eine Speisekarte lesen. Der Blenden-Effekt verlangsamt das Problem der Alterssichtigkeit, stoppt ihn aber nicht komplett. Für längeres Lesen kann trotzdem eine Lesebrille notwendig sein.

Umkehrbar

In Österreich wurde das Verfahren inzwischen rund 150-mal angewandt – weltweit schon mehr als 15.000-mal. Ein Vorteil: Wer mit der Blende im Auge nicht zurechtkommt, kann sie theoretisch auch wieder entfernen lassen. „Das ist in Österreich bisher allerdings erst ein Mal vorgekommen." Die Operation kann außerdem dazu genutzt werden, eine bestehende Kurz- oder Weitsichtigkeit zu behandeln. Auch, wer schon eine Laser-OP hinter sich hat und jetzt unter Alterssichtigkeit leidet, kann sich dem Eingriff unterziehen.

Grabners Assistenzarzt Wolfgang Riha, der weltweit Ärzte mit der neuen Technik vertraut macht, erklärt, warum Alterssichtigkeit der Trend in der Augenheilkunde ist: „Die Menschen fühlen sich immer jünger. Das Einzige, das sie an ihr Alter erinnert, ist ihre Lesebrille." Die Kosten für den Eingriff belaufen sich auf 2450 Euro für ein Auge. Das beinhaltet auch die Nachbetreuung für ein Jahr. An der Uni-Klinik in Salzburg gibt es außerdem eine unabhängige Beratungsstelle, bei der man sich vor einer Augen-Operation eine zweite Meinung holen kann.

Fehlsichtigkeiten: Linse krümmt sich

Kurzsichtig Bei der Myopie ist der Augapfel zu lang, bzw. ist die Brechkraft der Hornhaut zu hoch. Folglich werden die Lichtstrahlen von einem entfernten Gegenstand vor der Netzhaut gebündelt – es entsteht nur ein unscharfes, verwaschenes Bild. Kurzsichtige sehen nur in der Nähe gut.

Weitsichtig Bei der Hyperopie ist der Augapfel zu kurz, die Brechkraft der Hornhaut zu gering. Die Lichtstrahlen werden daher erst hinter der Netzhaut gebündelt, auf der Netzhaut entsteht ein unscharfes Bild der Umwelt. Weitsichtige sehen in der Ferne meist gut.

Stabsichtig Beim Astigmatismus liegt das Problem in einer fehlerhaften Form der Hornhaut. Es entstehen mehrere Brennpunkte, die sowohl vor als auch hinter der Netzhaut liegen können.

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