Was Profi-Clowns über ihre Grusel-Kollegen sagen
Von Ute Brühl
Dass Kinder beim Anblick eines richtigen Clowns weinen, passiert zwar selten, aber es passiert. Heinz Zuber, bekannt als "Enrico", weiß das aus eigener Erfahrung: "Nach meinen Vorstellungen habe ich mich oft unter die Leute gemischt, um Autogramme zu geben. Als ich den ganz Kleinen dann nahe kam, begannen manche zu weinen, auch wenn sie mich vorher aus der Distanz sehr lustig fanden."
Psychologen erklären diese Reaktion mit dem "Uncanny-Valley-Effekt", der auftritt, wenn wir menschenähnliche Gestalten betrachten, die sich leicht von Menschen unterscheiden, weil sie sich zum Beispiel ungewöhnlich bewegen oder weil die Asymmetrie irritiert.
Eine unheimliche Begegnung hatte auch Enrico bereits mit einem "Möchtegern-Clown": "Bei einer Benefiz-Vorstellung im Zirkus Althoff-Jakobi war ich auf dem Weg in die Manege, als ein riesiger, ungeschminkter Mann auf mich zukam", erzählt er. "Der Riese meinte, dass er auch Clown sei und ebenso Enrico hieße. Als er sich plötzlich bedrohlich über mich beugte und sagte: ,Was machen wir jetzt‘, wurde mir mulmig und ich rannte davon." Der Mann war also alles andere als ein Clown, der Menschen zum Lachen bringt. "Horror-Clowns sind wirre Menschen, die ihre destruktiven Neigungen auf diese armselige Art ausleben wollen", sagt Dieter Seeger vom Verband Deutscher Zirkusunternehmen. "Sie sind weder komisch noch beeindruckend, sondern ein grotesker Abklatsch einer zutiefst menschlichen, positiven Freude an der Anarchie." Um Kindern die Angst zu nehmen, würden immer mehr professionelle Clowns dazu übergehen, sich nicht mehr weiße Farbe ins Gesicht zu malen, und stattdessen auf lustige Kleidung setzen, erklärt Seeger.
Hausmeister-Clown
Unfreiwillig komisch war übrigens ein Grusel-Clown, den Kinder im deutschen Riesa gesichtet haben wollen. Als die Polizei anrückte, stellte sich dieser als harmloser Hausmeister mit Schutzbrille und Ohrenschützer heraus. Weniger lustig ging die Sache für einen Horror-Clown in Asien aus. Im kambodschanischen Ort Samraong dachten Dorfbewohner, dass der Mann ein Geist sei, und jagten ihn davon. Auf der Flucht trat er auf eine Landmine und starb, wie der britische Mirror berichtet.
"Wir sind jetzt schon ganz weit weg von einem Scherz", ärgert sich Rainer Dionisio, Sprecher der Kärntner Landespolizeidirektion. "Das ist nicht mehr lustig."
In Kärnten kam es Sonntagnacht zu ersten handfesten Zwischenfällen mit "Grusel-Clowns": Eine Schülerin, 16, wurde in Villach beim Joggen so sehr erschreckt, dass sie über eine Böschung fiel. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung. In Feldkirchen gruselte sich eine 21-Jährige, ermittelt wird wegen gefährlicher Drohung.
In Salzburg laufen ähnliche Verfahren: In Hallein wurde ein 14-Jähriger von einem "Grusel-Clown" vom Fahrrad gestoßen, in Bischofshofen erschreckte ein Clown Passanten.
In Kärnten macht die Polizei ernst. "Dem Trend muss man sofort Einhalt gebieten", betont Dionisio. Das Kostümieren ist zwar straffrei, nicht aber die Folgen, wenn Menschen bewusst erschreckt würden. "Verreißt dann jemand zum Beispiel sein Fahrzeug, ist ein strafbarer Tatbestand gegeben."
Gar nicht lustig finden die Polizisten auch Facebook-Einträge und eMails mit gruseligen Aussagen, die gerade kursieren. Darin wird behauptet, die Polizei warne davor, das Haus zu verlassen, denn: "Killer-Clowns" würden "in der Nacht vor Halloween in ganz Kärnten zuschlagen".