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Wie man Worte für Schmerzen findet

Es fühlt sich an wie ein brennender Schmerz unter der Haut. Es sticht, es beißt oder pulsiert – Schmerzen sind oft schwierig zu beschreiben. Und Ärzte haben meist wenig Zeit, um genauer nachzufragen. Studien zufolge werden Patienten oft schon nach 30 Sekunden Redezeit vom Arzt unterbrochen.

Eine Initiative der Mitglieder des Europäischen Parlaments (MEP) will Patienten nun mit einem Online-Fragebogen helfen, ihre Symptome so detailliert wie möglich zu beschreiben. Entwickelt wurde er von der italienischen Montescano Pain School gemeinsam mit der Pharmafirma Grünenthal. Der Fragebogen hilft den Patienten in vier Schritten, ihren Schmerz zu beschreiben. Zunächst geht es darum, das Gefühl in Worte zu fassen – fühlt es sich an wie Kies unter der Haut, wie ein Piksen mit heißen Nadeln, wie Brennesseln oder eher wie ein heftiges Kribbeln? Die Patienten können zwischen 29 verschiedenen Beschreibungen wählen. Im nächsten Punkt geht es darum, die Angaben zu konkretisieren – ist der Schmerz pulsierend, juckend oder bohrend? Es sind auch Mehrfachangaben möglich. Schließlich gilt es herauszufinden, wie sich die Symptome auf den Patienten auswirken. Ist er gereizt, wütend, führt der Schmerz zu Schlafmangel? Im letzten Schritt kann der Betroffene auf einer Grafik genau anklicken, wo sich die Symptome genau äußern.

Der fertige Fragebogen kann dann ausgedruckt und zum Arztbesuch mitgenommen werden. Dieser kann die Informationen dann für weiterführende Untersuchungen und Maßnahmen verwenden.

Auf Augenhöhe

Gerald Bachinger, Sprecher der Österreichischen Patientenanwälte, hält einen solchen Fragebogen für sehr sinnvoll: "Man versucht hier den Schmerz, der subjektiv empfunden wird, zu objektivieren und Antworten zu finden." Gerade in Österreich sei die Gesundheitsmündigkeit sehr schwach ausgeprägt. Da sei es nötig, den Betroffenen einfache Möglichkeiten in die Hand zu geben, um auf Augenhöhe mit dem Arzt zu kommunizieren. "So sprechen sie die gleiche Sprache und verstehen sich besser."

Immerhin ist der Patient der Experte für seinen Schmerz und der Arzt der Experte für die Lösung. "Ein Besuch beim Arzt kann so zielgerichteter verlaufen, viel Zeit ersparen und schneller zu einer Lösung führen."

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Von der Blutgruppe über Impfungen und Allergien bis hin zu sämtlichen Medikamenten, die eingenommen werden – in der Handy-App "Meine Medizin" können alle Gesundheitsdaten gespeichert und bei Bedarf dem Arzt oder den Angehörigen weitergeleitet werden.

Zentrale Elemente sind dabei die Verlaufsübersicht über die Medikamenteneinnahme und die Erinnerungsfunktion. Sie sollen die Compliance, also die Therapietreue der Patienten und damit die Wirksamkeit der von den Ärzten verordneten Medikamente, erhöhen. Durch die Übersicht über die Medikamenteneinnahme kann der behandelnde Arzt auch etwaige Wechselwirkungen erkennen.

Das Smartphone sollte allerdings unbedingt Passwort-geschützt sein damit die sensiblen Daten sicher verwahrt sind. Daneben bietet die App die Möglichkeit der Arztsuche, sowie alle relevanten Informationen zum österreichischen Gesundheitswesen, zu Servicestellen und Selbsthilfegruppen. Geeignet ist die App vor allem für chronisch Kranke, die dadurch mehr Übersicht über ihre Medikamente bekommen. "Meine Medizin" kann kostenlos über den App Store bzw. über Google Play auf das Smartphone geladen und mit den Daten befüllt werden. Bei der Bedienung wurde vor allem auf die einfache Handhabung und auf Übersichtlichkeit geachtet.

Hinter der App stehen die Pharmig, der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs und die Wiener Ärztekammer.

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Wer selbst weniger Schmerzen hat, empfindet auch weniger Mitgefühl mit anderen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Wien rund um den Neuropsychologen Claus Lamm. Sie beobachteten den Effekt bei einer Placebo-Studie, die sie im "Journal of Neuroscience" veröffentlichten: Wer meinte, ein Schmerzmittel erhalten zu haben, war weniger empathisch, wenn er Schmerzen bei anderen beobachtete.

"Wir konnten erstmals spezifisch den neuronalen Mechanismus zeigen, mit dem Schmerzempfindung und Empathie für Schmerz zusammenhängen", erklärte Lamm im Gespräch mit der APA. Die eigene Schmerzerfahrung stellt für das Gehirn offenbar die Grundlage dar, um Mitgefühl empfinden zu können. Ist diese Erfahrung durch eine Veränderung des Opiat-Haushalts herabgesetzt, werden die Schmerzen anderer als weniger stark eingestuft und das Beobachten als weniger unangenehm empfunden.

Sowohl die Studienteilnehmer als auch die beobachtete Person erhielten kurze Elektroschock-Impulse, entweder mit oder ohne Schmerz-Kontrolle. Dabei benutzten die Forscher gar keine echten Schmerzmittel - sondern nur Placebos, die allerdings nachweislich die Schmerzaktivität des Gehirns herabsetzen. "Sie reduzieren den empfundenen Schmerz über die Ausschüttung körpereigener Opiate", so Lamm. "Die Annahme ist, dass der Effekt auch bei echten Schmerzmitteln auftritt, denn Morphin wirkt auf eine ähnliche Weise."

Echte Schmerzmittel mit Suchtpotenzial wurden aufgrund ethischer Bedenken nicht eingesetzt. Um den Effekt sicher auch darauf übertragen zu können, wären also weitere Studien nötig. "Das wäre dann auch für den klinischen Bereich interessant", so Lamm. Denn bisher wird nicht untersucht, ob etwa Patienten, die aufgrund chronischer Schmerzen längerfristig entsprechende Medikamente nehmen, auch eine reduzierte Reaktion auf den Schmerz anderer aufweisen.

Bei der Erforschung des offenbar engen neuronalen Zusammenhangs von eigener Empfindung und Empathie ist man mit der aktuellen Studie jedenfalls einen großen Schritt weiter - schon bisher wusste man, dass bei eigenem und fremdem Schmerz die gleichen Areale im Gehirn aktiviert werden. "Nun kennen wir mit größerer Sicherheit den kausalen Mechanismus und haben stärkere Belege dafür, dass teilweise die gleiche neuronale Funktion betroffen ist." Schon bald will das Team um Lamm den nächsten Schritt publizieren: Wenn der Placebo-Effekt durch eine pharmakologische Substanz blockiert wird, ist die Empathie wiederhergestellt.