Wissen/Gesundheit

Wie die Wiener Diabetesforschung die Therapie revolutioniert

„In den letzten Jahren erleben wir eine Revolution in der Diabetesforschung“, betont Bernhard Ludvik, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung der Klinik Landstraße und Diabetes-Experte. Neu sind beispielsweise sehr lang wirkende Insuline, die als Basalin-Insulin einmal wöchentlich gespritzt werden. Modernste medizinische Geräte und intelligente Insulinpumpen dosieren Insulin automatisch. Dazu wird auch im Wiener Gesundheitsverbund geforscht.

Die richtige Einstellung

Bei Diabetes mellitus ist der Blutzuckerspiegel erhöht. In weiterer Folge betrifft die komplexe Erkrankung aber auch Nieren, Nerven oder das Herz. Diabetes mellitus gehört zu einer der häufigsten Krankheiten in der Bevölkerung. Allein in Wien sind 130.000 Menschen betroffen. Mehr als 21.000 Fälle mit Diabetes-Diagnose wurden 2022 im Wiener Gesundheitsverbund behandelt. In über 600 Fällen waren Kinder und Jugendliche betroffen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um rechtzeitig mit der richtigen Therapie beginnen zu können. „Entscheidend bei Diabetes ist“, so Ludvik, „eine schnelle und gute Einstellung der Krankheit“.

Wohnortnahe Versorgung 

Die umfassende Versorgung von Diabetes-Patienten gewährleistet der Wiener Gesundheitsverbund durch die Expertise verschiedener medizinischer Abteilungen und Spezialambulanzen. Als zusätzliche Versorgungseinheit der Klinik Landstraße eröffnet im März 2023 das Diabeteszentrum Wienerberg. „Damit wird ein neuartiges Konzept umgesetzt“, erklärt die Leiterin des Zentrums Johanna Brix. Neben Diagnostik und Therapie umfasst das Angebot unter anderem ambulante Insulineinstellungen und Insulinumstellungen. Ergänzend dazu bietet das Diabeteszentrum Wienerberg Ernährungsberatung, psychologische Begleitung und spezielle Schulungen für Patient*innen. „All dies ist nur durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen an einem Ort möglich“, erklärt Brix.

Insulinpumpen-Zentrum  

Im Westen Wiens – in der Klinik Hietzing – befindet sich Österreichs größtes Zentrum für Insulinpumpen-Träger. Die Spezialambulanz betreut mehr als 500 Patientinnen und Patienten mit einer Insulinpumpe. „Eine Insulinpumpe bringt eine enorme Verbesserung der Lebensqualität. Sie ist relativ einfach in der Anwendung und kann von geschulten Patientinnen und Patienten problemlos bedient werden“, so Thomas Stulnig, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin in der Klinik Hietzing. Der Vorteil: Die speziellen Geräte ermöglichen eine Insulin-Abgabe auf Knopfdruck. Moderne Geräte geben das Insulin sogar automatisiert ab. Dabei ist ein Glukose-Sensor direkt mit der Insulinpumpe gekoppelt und steuert die Insulinmenge.

Medikamente aus Darm-Hormonen

In der Klinik Landstraße erforscht die 1. Medizinischen Abteilung und ein Team des Karl Landsteiner Instituts für Adipositas und Stoffwechselerkrankungen gemeinsam neuartige Behandlungsformen. Die Erfolge sind beeindruckend. „Große Fortschritte gibt es“, sagt Ludvik, „in der ständigen Messung des Gewebeblutzuckers – sie macht das lästige Stechen zur Bestimmung des Blutzuckers überflüssig“. Neue injizierbare Medikamente für Menschen mit Typ 2 Diabetes basieren jetzt auf körpereigenen Darm-Hormonen. Sie senken den Blutzucker und das Körpergewicht mit einer noch nie da gewesenen Wirkkraft. Ein Fortschreiten der Erkrankung wird so verzögert und das Risiko für Spätschäden vermindert. Für Diabetes Betroffene ein Riesengewinn – denn so können sie ein langes Leben mit guter Lebensqualität führen.