Wissen/Gesundheit

Vogelgrippe: Entwarnung für pasteurisierte Milch

Das potenziell hoch gefährliche H5N1-Vogelgrippevirus wird durch Pasteurisierung von Kuhmilch zuverlässig inaktiviert. Diese erleichternde Botschaft kommt jetzt von der US-Nahrungs- und Arzneimittelbehörde (FDA). Dort wurden Versuche mit künstlich hoch kontaminierter Kuhmilch durchgeführt. In den USA wurde ja vor kurzem erstmals über H5N1-Infektionen in zahlreichen Kuhherden von landwirtschaftlichen Betrieben berichtet.

Dass die Influenza-Viren vom Typ A(H5N1) für die Geflügelindustrie und auch für den Menschen gefährlich werden können, ist seit rund 15 Jahren bekannt. Doch man ging lange von Übertragungen via Fäkalien buchstäblich von "Vogel zu Vogel", in seltenen Fällen bei intensivem Kontakt von Geflügel auf den Menschen, aus.

Epidemie in Kuhherden konnte bisher nicht gestoppt werden

Das änderte sich aber im März dieses Jahres, als plötzlich bei Kühen in mehreren US-Bundesstaaten A/H5N1-Infektionen festgestellt wurden. Hinzu kamen bisher drei Erkrankungsfälle bei Menschen, Personen, die in landwirtschaftlichen Betrieben mit dem Melken von Kühen etc. beschäftigt waren. "Den US-Behörden ist es bisher nicht gelungen, die H5N1-Epidemie in Kuhherden zu stoppen. Laut den aktuellen Zahlen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wurden in den vergangenen 30 Tagen noch 56 Erkrankungen in sieben Bundesstaaten gefunden", schrieb am Montag das Deutsche Ärzteblatt.

Eine Verschleppung der auch Rinder betreffenden A(H5N1)-Virusstämme wäre international natürlich ein Problem. Zumindest für die Milch aus dem Kühlregal des Lebensmittelhandels dürfte jetzt aber Entwarnung gelten. Zunächst hatten Erica Spackman vom US-Landwirtschaftsministerium und ihre Co-Autoren per PCR-Untersuchung in 60 von knapp 300 Milchproben Virus-Genom-Teile der Krankheitserreger nachweisen können. Über die Infektiösität sagt das aber nichts aus, weil für eine Infektion immer das gesamte lebende Virus notwendig ist.

Pasteurisierung killt Vogelgrippeviren

Erica Spackman und ihre Mitarbeiter haben deshalb im Auftrag der FDA und des US-Landwirtschaftsministeriums weitere Versuche durchgeführt. Zunächst testeten sie Rohmilch von 275 Proben auf intakte Krankheitserreger. Das war in knapp einem Viertel der Proben der Fall.

Die Wissenschafter bauten deshalb im Labor eine Pasteurisierungsanlage nach, wie sie in der kommerziellen Milchwirtschaft verwendet wird (Hochtemperatur/Kurzzeiterhitzung/HTST; 72 Grad Celsius für 15 Sekunden). Dann wurden Milchproben künstlich mit fünf Millionen Viren (A/H5N1) kontaminiert und durch die Pasteurisierung geschleust. Dabei zeigte sich, dass mit Pasteurisierung eine Verringerung der Zahl der Viruspartikel um zwölf Zehnerpotenzen erreicht wurde.

Keine Gefahr für Verbraucher

Nach der Flash-Pasteurisierung (HTST) war die Milch laut der Publikation frei von infektiösen Viren. Die Inaktivierung erfolgte sehr rasch, und nach Angaben der FDA könnte das Verfahren bis zu 1 Trillion Viruspartikel pro Milliliter inaktivieren. Nach Ansicht der FDA besteht deshalb derzeit keine Gefahr für den Verbraucher, sich durch den Konsum von pasteurisierter Milch zu infizieren und zu erkranken.

"Nach der 'Flash-Pasteurisierung' (HTST) war die Milch laut der Publikation frei von infektiösen Viren. Die Inaktivierung erfolgte sehr rasch, und nach Angaben der FDA könnte das Verfahren bis zu 1 Trillion Viruspartikel pro Milliliter inaktivieren. Nach Ansicht der FDA besteht deshalb derzeit keine Gefahr für den Verbraucher, sich durch den Konsum von pasteurisierter Milch zu infizieren und zu erkranken", schrieb die deutsche Ärztezeitung. Rohmilch allerdings ist in diesem Zusammenhang wahrscheinlich verpönt.

Alle Inhalte anzeigen