Wissen/Gesundheit

"Vier Stunden spazieren": Was Kalorien-Warnungen auf Essen bringen

Schokoriegel: 22 Minuten laufen. Heidelbeermuffin: 25 Minuten laufen. Softdrink aus der Dose: 13 Minuten laufen. Geht es nach britischen Forschern, so sollten diese und ähnliche Angaben künftig auf allen verpackten, industriell verarbeiteten Lebensmitteln Platz finden.

Bewusstsein für Kaloriengehalt

Dies würde ein Bewusstsein für den Kaloriengehalt der betreffenden Produkte schaffen. Und folglich dazu führen, dass Konsumenten seltener zu ungesunden Kalorienbomben greifen und gesündere, kalorienärmere Alternativen bevorzugen, schreiben die Forscher im Journal of Epidemiology and Community Health.

Die Wissenschafter der Loughborough University analysierten 14 Einzelstudien, in denen derartige Labels auf Lebensmitteln und deren Effekt auf die tägliche Kalorienaufnahme der Probanden untersucht wurden. Es zeigte sich: Derartige Warnhinweise könnten die tägliche Kalorienzufuhr tatsächlich um bis zu 200 Kalorien senken.

Wer denkt, dass das angesichts der weltweit steigenden Adipositasraten ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, irrt laut den Forschern. Auf lange Sicht könne mithilfe dieser Maßnahme Übergewicht und Fettleibigkeit in der Gesellschaft entgegenwirkt werden.

Studienautorin Amanda Daley sagte dazu der BBC: "Wir sind an verschiedenen Möglichkeiten interessiert, die Öffentlichkeit dazu zu bringen, gute Ernährungsentscheidungen zu treffen und körperlich aktiver zu werden." Das Etikettieren von Lebensmitteln mit "Bewegungskalorien" sei hier eine Option.

"Lohnt sich das?"

Daley zufolge seien viele Konsumenten regelrecht schockiert darüber, wie viel körperliche Betätigung erforderlich ist, um die Kalorienzufuhr aus bestimmten Snacks und Knabbereien wieder abzubauen. "Wir wissen, dass die Öffentlichkeit die Anzahl der Kalorien in Lebensmitteln üblicherweise unterschätzt." Das Ziel der Maßnahme sei nicht, Diäten zu fördern: "Es geht darum, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass der Konsum von Lebensmitteln Energiezufuhr bedeutet. Damit sie sich überlegen können: 'Möchte ich wirklich zwei Stunden damit verbringen, diesen Schokoladenkuchen zu verbrennen? Lohnt sich das?'"

Die Royal Society for Public Health begrüßt den Vorstoß der Forscher: "Diese Art der Kennzeichnung stellt den Kalorienverbrauch einer Person wirklich in den Kontext des Energieverbrauchs und erklärt teilweise auch die Rekordzahlen von übergewichtigen Menschen, mit denen wir konfrontiert sind." Kleine Änderungen könnten den Kalorienverbrauch und letztendlich auch die Gewichtszunahme entscheidend beeinflussen.

Daley hofft, dass große Lebensmittelketten in naher Zukunft einwilligen werden, die neuen Etiketten auf Produkten auszuprobieren, damit die Maßnahme "echten" Tests unterzogen werden kann.