Wissen/Gesundheit

Mädchen öfter von Suizidgedanken betroffen

Die Zahl der Beratungsgespräche des psychosozialen Notdienstes Rat auf Draht zum Thema Suizidalität ist weiter alarmierend hoch. Von Jänner bis Ende August dieses Jahres wurde 751 Mal zu dieser Thematik beraten, was in etwa dem Vorjahresniveau entspricht, hieß es am Montag anlässlich des Welttages der Suizidprävention (10. September.) Besonders betroffen seien Mädchen und junge Frauen. Soziale Medien würden oft als Verstärker wirken.

"Durchschnittlich führen wir zum Thema Suizid täglich vier Beratungen mit Kindern und Jugendlichen", sagte Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht. Vor allem die Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen sei belastet, auf sie entfallen 308 Beratungen im Beobachtungszeitraum. Dahinter folgen die 19- bis 24-Jährigen (182 Beratungen) sowie die Elf- bis 14-Jährigen (125 Beratungen).

Darüber sprechen hilft

Im Beobachtungszeitraum seien 508 Anrufe von weiblichen Personen gekommen, 230 der Anrufer waren männlich, vier divers und neun unbekannten Geschlechts. Mädchen und jungen Frauen falle es vermutlich auch leichter, über Sorgen zu sprechen, so die Expertin. Die Quote für Suizidversuche sei bei ihnen höher als bei gleichaltrigen Burschen und jungen Männern, die Suizidrate bei männlichen Jugendlichen aber deutlich erhöht im Vergleich zu gleichaltrigen Mädchen. Wer mit dem Thema allein bleibt, sei stärker gefährdet als diejenigen, die darüber sprechen. In Akutsituationen sollte man auch nicht zögern, einen Arzt zu kontaktieren oder Polizei und Rettung zu verständigen, wurde betont.

"Grundsätzlich sind Menschen eher suizidgefährdet in Phasen, in denen sie große Umbrüche erleben", erläuterte Satke. "Gleichzeitig ist die Impulskontrolle bei Jugendlichen häufig noch geschwächt." Zusätzliche Belastungen seien durch die Coronapandemie, den Krieg gegen die Ukraine, den Gaza-Konflikt sowie Teuerungen und finanziellen Sorgen entstanden.

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. 

Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133).

"Bei Jugendlichen kommt häufig hinzu, dass Betroffene durch Social Media den Eindruck haben, andere Gleichaltrige sind glücklicher, haben ihr Leben besser im Griff oder sind 'normaler'", sagte Satke. Besonders problematisch seien Inhalte, die eine negative Weltsicht, Selbstverletzung und Suizid glorifizieren und Hilfsangebote als nutzlos darstellen. Mädchen und junge Frauen seien davon besonders, "weil sie sich vermehrt in sozialen Netzwerken aufhalten, sich viel rascher mit anderen vergleichen und ein verzerrtes Selbstbild entwickeln".

Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet neben Rat auf Draht auch das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.suizid-praevention.gv.at.