Inhaltsstoff von Nasenspray wird als Coronaviren-Blocker in Österreich getestet
Neben Impfungen sind auch Therapiemöglichkeiten ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Aus Oxford wurde schon Mitte Februar gemeldet, es gebe erste Studien, die gängigen Asthmasprays, die auf dem Wirkstoff Budesonid basieren, Wirksamkeit gegen Corona zuschreiben. In Österreich setzte dann das börsennotierte Pharmaunternehmen Marinomed auf eine Inhalationslösung als Weiterentwicklung eines bereits erhältlichen Nasensprays als Virenblocker auf Basis von Rotalgen.
Jetzt meldete das Pharmaunternehmen, dass nun der erste Patient im Rahmen einer klinischen Studie behandelt wurde, die eine Carragelose-basierte Inhalationslösung (Inhaleen) bei stationär aufgenommenen Patienten mit Covid-19 untersucht. “Wir sehen nach wie vor einen sehr hohen medizinischen Bedarf an wirksamen Therapien gegen Covid-19. Derzeit haben Ärzte abgesehen von unterstützenden Maßnahmen nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten, wenn sich der Zustand der Patienten verschlechtert“, sagte Eva Prieschl-Grassauer, Chief Scientific Officer von Marinomed.
204 Testpersonen in der Studie
Die Studie wird die Sicherheit und Wirksamkeit inhalierter Carragelose für die Behandlung von mittelschweren Covid-19-Erkrankungen untersuchen. Also von Patientinnen und Patienten mit respiratorischen Covid-19-Symptomen, die stationär behandelt werden müssen, jedoch keine Intensivbehandlung benötigen. Die randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie wird 204 kürzlich stationär aufgenommene Patienten mit bestätigter Covid-19-Diagnose rekrutieren. Die Patientinnen und Patienten werden fünf Tage lang dreimal täglich für 7 Minuten entweder Inhaleen (1,2 mg/ml Carragelose; Gesamtdosis Iota-Carrageen pro Tag: 5,05 mg) oder eine Placebo-Kontrolle inhalieren.
Als erstes soll die Studie zeigen, dass die Inhalation von Inhaleen den klinischen Zustand stationär aufgenommener Patienten an Tag 8 im Vergleich zum Placebo verbessert. Im Anschluss wird auch untersucht, inwiefern die Gabe des Mittels die Anzahl an Patientinnen und Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, den Bedarf an zusätzlicher Sauerstoffversorgung und den PCR-Nachweis von SARS-CoV-2 oder anderen respiratorischen Viren beeinflusst.
Drei österreichische Kliniken nehmen teil
Die Studie wird an drei Krankenhäusern in Wien, Österreich, durchgeführt, und zwar am Karl-Landensteiner-Institut für Lungenforschung und Pneumologische Onkologie der Klinik Floridsdorf, der Klinik Favoriten und der Klinik Ottakring. Arschang Valipour, Leiter der Inneren Medizin und Pneumologie am Wiener Krankenhaus Klinik Floridsdorf, wird die klinische Studie leiten.
Wenn sich Inhaleen für die Behandlung von Covid-19 bei hospitalisierten Patienten als sicher und wirksam erweist, plant das Pharmaunternehmen Marinomed auf Grundlage der klinischen Ergebnisse eine Zertifizierung für die inhalierte Carragelose-Darreichungsform bei den zuständigen Behörden zu beantragen.
„Mit dieser Studie zu inhalierter Carragelose wollen wir zeigen, dass Inhaleen eine wirksame Behandlungsmöglichkeit für Patienten ist, die kürzlich wegen Covid-19 im Krankenhaus aufgenommen werden mussten. Darüber hinaus wollen wir nachweisen, dass Inhaleen zu einer schnelleren Genesung beitragen und verhindern kann, dass die Krankheit die Lunge des Patienten weiter schädigt oder in einen schwereren Verlauf übergeht“, fügte Prieschl-Grassauer hinzu.
„Wir haben umfangreiche präklinische Untersuchungen durchgeführt, die die Wirksamkeit von Carragelose gegen SARS-CoV-2 gezeigt haben. Zusammen mit den kürzlich veröffentlichten klinischen Ergebnissen, die eine effektive Prophylaxe von Covid-19 durch Iota-Carrageen gezeigt haben, sind wir zuversichtlich, dass Inhaleen eine wirksame Behandlung für Covid-19 Patienten sein kann.“
Klinische Studie aus Argentinien gibt Hoffnung
Eine klinische Studie zur Prävention von Covid-19 in Krankenhauspersonal mit Carragelose-basiertem Nasenspray zeigte kürzlich eine hohe Wirksamkeit mit einer 80-prozentigen Reduktion der Fälle. Die unabhängige, Prüfarzt-initiierte Studie (Investigator-Initiated Trial) wurde in Argentinien mit einem Iota-Carrageen-Nasenspray durchgeführt, das identisch mit dem vermarkteten Carragelose-Nasenspray von Marinomed ist. Dieses ist in vielen Ländern rezeptfrei erhältlich und bereits zur Behandlung und Prävention mehrerer anderer viraler Atemwegserkrankungen einschließlich endemischer Coronaviren zugelassen.