Wissen/Gesundheit

Sputnik hat eine geringere Wirksamkeit gegenüber Delta

Der russische Impfstoff Sputnik V gegen Covid-19 hat sich als weniger wirksam gegen die hochansteckende Delta-Variante erwiesen, berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS am Dienstag unter Berufung auf die Entwickler des Impfstoffs.

Denis Logunov, stellvertretender Direktor des Gamaleya-Zentrums: "Wir sehen, dass die Aktivität der Seren in Bezug auf den Stamm Delta leicht abnimmt. Die Wirksamkeit von Sputnik V ist 2,6 Mal niedriger."

Das Vakzin soll nach der zweiten Impfdosis eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent gegen den Wildtyp haben. Die Wirksamkeit gegen die Delta-Variante beträgt an die 90 Prozent, sagte Logunov.

Der Wissenschafter verwies darauf, dass die Wirksamkeit ausländischer Impfstoffe 3- bis 5-Mal niedriger sei. "Wir sind optimistisch, was die Effektivität betrifft, die wir haben. Es gibt einen Rückgang, aber er ist nicht signifikant."

Ebenfalls heute wurden Real-World-Daten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bekannt gegeben: Sputnik V soll dort eine 97,8-prozentige Wirksamkeit gegen Covid-19 und eine 100-prozentige Wirksamkeit gegen schwere Fälle der Krankheit gezeigt haben, teilte der Russian Direct Investment Fund (RDIF) mit.

"Laut den Daten, die unter 81.000 Personen gesammelt wurden, die mit beiden Dosen des Sputnik V-Impfstoffs geimpft wurden, lag die Wirksamkeit des Impfstoffs bei 97,8% Prozent. Der russische Impfstoff hat volle (100 Prozent) Wirksamkeit gegen schwere Fälle des Coronavirus gezeigt", heißt es in der Mitteilung laut TASS.

Der Fonds informiert, dass die Daten mit Stand vom 8. Juni 2021 ausgewertet wurden.

"Offizielle Impfdaten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigen auch, dass Sputnik V hohe Sicherheitswerte aufweist. Insbesondere wurden keine schweren Nebenwirkungen nach der Impfung dokumentiert, keine impfbedingten Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle verzeichnet", heißt es in der Mitteilung.

Was man über Sputnik weiß

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat mehrmals in Aussicht gestellt, dass auch Österreich den Impfstoff nach einer erfolgten EMA-Zulassung ordern könnte. Innerhalb der Europäischen Union verimpfen nur Ungarn und die Slowakei den Impfstoff.

Robert Seeber, österreichischer Obmann der Bundessparte Tourismus, forderte am Dienstag, dass ausländische Gäste und Tourismus-Mitarbeiter, die mit Sputnik geimpft sind, unter die 3G-Freiheiten fallen sollen.

In rund 60 Staaten darf Sputnik V bisher theoretisch verimpft werden - in 45 davon wurden Bestellungen an Russland aufgegeben.

200 Millionen Dosen wollte Russland exportieren - doch tatsächlich ausgeliefert wurden bis Ende Mai nur rund acht Prozent, also etwa 16 Millionen Dosen. Diese Angaben errechnete die russische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Forbes.

Mit seiner frühen Zulassung im vergangenen Jahr machte der russische Vektor-Impfstoff Schlagzeilen, denn damals waren die weltweit üblichen Standards bei der Überprüfung von Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht erfüllt. Internationale Wissenschafter beklagten zudem, dass das Studien-Protokoll nie offengelegt wurde.

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Wie der Impfstoff von Astra Zeneca basiert Sputnik auf Hüllen sogenannter Adenoviren, um bestimmte isolierte Gene des Coronavirus in menschlichen Zellen zu transportieren.

Bei der Impfung werden Viren in einen Muskel gespritzt, wo sie die Zellen infizieren und darin die Gene des Coronavirus freisetzen. Daraufhin produziert die infizierte Zelle sogenannte Spike-Proteine des Coronavirus, die aber nicht an der Zelle haften, sondern sich frei bewegen.

Die Proteine werden von den Antikörpern erkannt und der Körper baut eine Immunität auf, allerdings nicht nur gegen das Spike-Protein des Coronavirus, sondern auch gegen die eingesetzten Adenoviren. 

Um dieses Problem zu umgehen, setzten die russischen Forscher bei der zweiten Impfdosis ein anderes Adenovirus ein, das vom Immunsystem nicht erkannt wird und daher auch nicht abgefangen werden kann, bevor es die Zellen infiziert.

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