Herz-Ärzte schlagen Alarm: Bitte kommen Sie ins Krankenhaus
Von Anita Kattinger
"Die Krankenhäuser und Intensivstationen in Österreich sind überfüllt und die Kapazitätsgrenzen fast erreicht. Das medizinische Personal ist chronisch überlastet und teilweise selbst mit dem Coronavirus infiziert und fällt daher aus. Täglich werden in den Medien die aktuellen Coronazahlen bekanntgegeben und die Angst und Unsicherheit der Bevölkerung ist nach wie vor groß."
Der Österreichische Herzfonds schlägt angesichts der dramatischen Zahlen in Österreich Alarm: Gerade für herzkranke Menschen kann die Angst, sich beim Kardiologen oder im Krankenhaus mit Corona anzustecken, lebensgefährlich sein.
Bereits seit März können die Herz-Mediziner beobachten, dass die Patienten und Patientinnen mit untypischen, nur leichten oder mittelschweren Symptomen eines Herzinfarktes nicht gerne das Haus verlassen haben. Patienten und Patientinnen bemühten sich wegen der befürchteten erhöhten Infektionsgefahr bei Spitals-Kontakten gar nicht oder nur nach langem Zuwarten um ärztliche Hilfe.
Dies wurde vor einigen Wochen in einer Studie der Medizinischen Universität Wien und der Berufsrettung der Stadt Wien bestätigt. Die Studie zeigt, dass während der 1. Pandemie-Welle in Wien um rund 42 Prozent weniger Herzinfarktpatienten und -patientinnen ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Eine aktuelle Studie der Universität Graz dokumentierte eine erhöhte Sterblichkeit an Herzinfarkten. Diese Situation könnte nun auch im 2. Lockdown auftreten.
Der Österreichische Herzfonds weist daher eindringlich darauf hin, Symptome eines Herzinfarktes ernst zu nehmen. Die Kontaktnahme mit dem Rettungs- und Notarztsystem (144) muss sofort passieren, wenn folgende Beschwerden vorliegen:
- ein länger als 20 Minuten anhaltender Schmerz zwischen Nasenspitze und Bauchnabel
- ein gürtelförmiges Einschnüren des Oberkörpers oder Druck vor dem Herzen, evtl. mit Ausstrahlung in die linke Schulter, den linken Arm und/oder die linke Kieferhälfte (charakteristisches Merkmal)
- Ausstrahlungen in die rechte Körperseite, den Oberbauch und/oder den Rücken (weniger typisch)
Solche Beschwerden müssen besonders beachtet werden, wenn Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfette, erhöhter Blutdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht und/oder bereits eine bekannte Herzgefäßerkrankung vorliegen.
Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber, Leiter der 3. Med. Abteilung mit Kardiologie in der Klinik Ottakring: "Haben Sie keine Angst vor Ansteckung im Rettungs- und Spitalssystem. Angst sollten Sie vor den Folgen eines nicht erkannten und zu spät behandelten Herzinfarktes haben."