Hygieniker: Mundwasser könnte Corona-Viruslast reduzieren
Von Anita Kattinger
Klaus-Dieter Zastrow vom Hygiene-Institut Berlin äußert im Interview mit der Bild eine eindringliche Empfehlung, Rachenspülungen zu nutzen. Nach jedem Corona-Test sollten Betroffene mit einem Schleimhaut-Desinfektionsmittel ihren Mund spülen. Im Falle einer Infektion senke das die Viruslast im Rachenraum deutlich.
Es gehe nicht um Desinfektionsmittel für die Haut, sondern um das Desinfizieren des Rachenraumes: Mundspülungen sind nachweislich wirksam, längst getestet und zugelassen und haben sich in der Medizin x-fach bewährt, erklärt der Hygiene-Spezialist. So würden diese vor und nach Zahn-OPs Viren, Bakterien oder Pilze zuverlässig abtöten - auch Coronaviren.
Für den Experten ist klar: Wäre eine solche Mundspülung neben dem Corona-Test verpflichtend gewesen, wäre auch von der infizierten Superspreaderin in Garmisch-Partenkirchen kaum eine Gefahr ausgegangen.
Zudem könnte eine verringerte Viruslast den möglichen Schweregrad einer Covid-Erkrankung abmildern.
Die prophylaktische Anwendung – beispielsweise wenn man unsicher ist nach einer Fahrt mit Verkehrsmitteln oder dem Besuch einer Bar –, befürwortet die Hygieneexpertin der Asklepios-Kliniken, Susanne Hugget, ohne Einschränkungen.
Mundspülungen sind kein Heilmittel
Eine einmalige Spülung kann nicht alle Viren deaktivieren, schränkt sie allerdings ein: "Wer das glaubt, würde sich in falscher Sicherheit wiegen. Die verbliebenen aktiven Viren können sich wieder explosionsartig vermehren", so Hugget gegenüber Bild. Die prophylaktische Anwendung befürwortet die Hygiene-Expertin.
Laut Zastrow seien diese Virus-inaktivierenden Mundspülungen kein Heilmittel gegen Covid-19, sondern würden die Infektiosität nur mindern und könnten den Krankheitsverlauf lindern.
Die österreichische Hygienikerin Andrea Grisold von der Med Uni Graz stimmt diesen Aussagen zu: "Prinzipiell sind die Überlegungen von Prof Zastrow durchaus berechtigt und richtig. Um eine schlussendliche Aussage treffen zu können, bedarf es aber noch weiterer Studien."
Die Leiterin des Bereiches "Krankenhaushygiene und Impfungen" am Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin rät zur Vorsicht: "Zu bedenken ist, dass auch antiseptische Gurgellösungen nicht einfach so verwendet werden können z.B. gilt Vorsicht bei Schilddrüsenerkrankungen und der Verwendung von Polyvidon-Jod hältigen Produkten."
Schon vor einigen Wochen erregte eine deutsche Studie für Aufsehen: Drei Mundspülungen konnten den Virus-Gehalt soweit verringern, dass nach 30 Sekunden Einwirkung kein Sars-CoV-2 Virus mehr nachgewiesen werden konnte.
Grisold abschließend: "Diese Mundspülungen ersetzen in keinem Fall das Tragen einer Maske."