Wissen/Gesundheit

Geschlechtskrankheiten: Rasantes Ansteigen der Fälle in den USA

"Die Geschlechtskrankheiten-Epidemie in den USA zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung", bringt es Leandro Mena, Leiter der Abteilung für Geschlechtskrankheiten-Prävention der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC, auf den Punkt.

In Summe kletterte die Zahl der registrierten Fälle im Jahr 2021 um sieben Prozent nach oben, wie neueste Daten der CDC zeigen.

Mehr als die Hälfte der gemeldeten Fälle entfiel auf Chlamydien, wobei die Infektionsraten im Jahr 2021 um etwa vier Prozent stiegen. Die Fälle von Gonorrhoe stiegen um fast fünf Prozent.

Syphilis bei Schwangeren

Ein auffälliger Ausreißer in dieser Hinsicht: Syphilis. Die Ansteckungsfälle gingen innerhalb eines Jahres um 32 Prozent nach oben. Einen besonders alarmierenden Anstieg gab es bei schwangeren Frauen. Eine Infektion mit dem bakteriellen Erreger Treponema pallidum löst über den Mutterkuchen beim ungeborenen Kind eine kongenitale (bei der Geburt vorhandene, Anm.) Syphilis aus. Als Folge kann es vor allem in der frühen Phase der Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt kommen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist ein Versterben des Kindes im Mutterleib möglich. Infizierte Säuglinge können auch nach der Geburt Symptome zeigen (in erster Linie Hautausschläge).

"Das Wichtigste ist, sich daran zu erinnern, dass eine kongenitale Syphilis zu 100 Prozent vermeidbar ist", wird Mena auf CNN zitiert. "In vielerlei Hinsicht ist sie das Ergebnis unseres Versagens bei der Syphilis-Prävention bei Frauen im reproduktiven Alter und ihren Partnern."

Strukturproblem

Oft würde eine fehlende medizinische Betreuung während der Schwangerschaft das Problem bedingen. Vor allem in den USA wird das ein immer größeres Problem. "Der fehlende Zugang zur Gesundheitsversorgung, das umfasst auch Tests für und Behandlungen von Geschlechtskrankheiten, kann es für die Menschen schwierig machen, die notwendige Therapie zu erhalten", betont Mena. Weniger Finanzmittel für die öffentliche Gesundheit und eine erodierende Infrastruktur im öffentlichen Gesundheitswesen hätten den Zugang zu derartigen Dienstleistungen stark eingeschränkt.

Die anhaltende Stigmatisierung Geschlechtskrankheiten und Auswirkungen der Pandemie stellen ebenfalls eine Herausforderung für die Früherkennung der Infektionen dar. Mena geht von einer hohen Dunkelziffer aus: "Die Zahl der gemeldeten sexuell übertragbaren Krankheiten stellt wahrscheinlich eine erhebliche Unterrepräsentation der tatsächlichen Fälle dar."

Auf dem Vormarsch

Die Zahl der diagnostizierten Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhö oder Syphilis hat global seit dem Jahr 2000 deutlich zugenommen. Experten zufolge führen die besseren Behandlungsmöglichkeiten von Infektionen dazu, dass die Vorsicht, was Geschlechtskrankheiten betrifft, zurückgegangen ist (mehr dazu hier).