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Geruchs- und Geschmacksverlust: Wie wird das Covid-19-Symptom verursacht?

Fieber, Husten, Abgeschlagenheit: Zu diesen klassischen Covid-19-Beschwerden gesellte sich nach ersten Auswertungen von Krankheitsdaten zu Pandemie-Beginn das Symptom des Geruchs- und Geschmacksverlusts. So stießen etwa deutsche Forscher von der Universität Bonn, die in Deutschland die Beschwerden von Infizierten analysierten, bereits im März auf diese Begleiterscheinung.

Dass es sich dabei um ein spezifisches Krankheitszeichen für Covid-19 handelt, bestätigten schließlich diverse Untersuchungen. Erlebt man eine derartige Störung seiner sensorischen Fähigkeiten, sei es zehn Mal wahrscheinlicher, dass das Symptom auf eine Corona-Infektion zurückzuführen sei als auf eine andere Infektionskrankheit. Das errechneten Forschende an der University of California in einer Studie, die April im Fachblatt International Forum of Allergy & Rhinology erschienen ist. Auch das österreichische Gesundheitsministerium sowie Gesundheitsbehörden in anderen Ländern haben das Symptom mittlerweile in die Liste der klassischen Anzeichen einer Corona-Infektion aufgenommen.

Tiefgreifend und auffallend

Auch bei grippalen Infekten oder der saisonalen Grippe klagen Erkrankte häufig während oder auch noch nach der Krankheit darüber, nichts riechen oder schmecken zu können. Bei einer Infektion mit dem neuartigen Erreger ist der sensorische Störung aber besonders tiefgreifend und auffallend für die Betroffenen.

Doch was bedingt den Geruchs- und Geschmacksverlust eigentlich?

Claire Hopkins, Präsidentin der British Rhinological Society und Nirmal Kumar, Präsident der British Association of Otorhinolaryngology, erläutern: "Viren, die zu Erkältungen führen, verursachen bekanntermaßen einen postinfektiösen Geruchs- und Geschmacksverlust." Es gebe über 200 verschiedene Viren, die Infektionen der oberen Atemwege auslösen, Coronaviren würden rund zehn bis 15 Prozent der Fälle ausmachen. "Es ist daher keine Überraschung, dass das neuartige Coronavirus auch bei infizierten Patienten Anosmie (Fachbegriff für das Fehlen des Geruchssinns oder den Verlust des Geruchssinns, Anm.) verursacht."

Carl Philpott, medizinischer Leiter der Wohltätigkeitsorganisation Fifth Sense, die sich für Menschen, die von Geruchs- und Geschmacksstörungen betroffen sind, einsetzt, erklärt dem Independent, dass Erkältungen und Viren häufig zu einer anfänglichen Verstopfung der Nase führen. Das könne wiederum zu einem "postviralen Geruchsverlust" führen.

"Wenn man das Gewebe in der Nase unter dem Mikroskop im Detail betrachtet, sieht man, dass die feinen haarartigen Enden der Rezeptorzellen abgefallen sind und die Zellen daher keine Geruchsmoleküle mehr aus der Nase aufnehmen können", sagt Philpott.

Er fügt hinzu, dass Covid-19 "eine hohe Konzentration in der Nase zu haben scheint". Denkbar sei daher auch, dass das Virus eine Art Entzündung der Riechnerven verursacht.

Bis zu 14 Tage

Bei der Beeinträchtigung der olfaktorischen Wahrnehmung und Covid-19 zeigte sich in der eingangs erwähnten Analyse der Daten an der University of California auch ein erfreuliches Ergebnis: Die Wiederherstellungsrate von Geruch und Geschmack war hoch. Die Patienten konnten meist innerhalb von zwei bis vier Wochen nach der Infektion wieder normal riechen und schmecken.

Philpott erklärte dem Independent, dass der Grund, warum Menschen glauben, unter Geschmacksverlust zu leiden, tatsächlich daraus resultiert, dass ihr Geruchssinn –  der einen großen Einfluss auf die Geschmackswahrnehmung hat – beeinträchtigt wurde. "Da jeder beim Essen zusammen riecht und schmeckt, trennen die meisten Menschen die beiden Mechanismen nicht voneinander."

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