Erkältungswelle: Lieferengpässe bei Medikamenten
Derzeit kommt es in der Grippe- und Erkältungswelle bei bestimmten Medikamenten zu Lieferengpässen. Die "aktuelle Spitze" liegt laut Apothekerkammer-Sprecher Wolfgang Müller zwar an der temporär stark erhöhten Nachfrage, das Grundproblem sei aber die Auslagerung der Produktion im Zuge der Globalisierung. Viele Arzneien würden in Asien an einem einzigen Standort hergestellt, was die Abhängigkeit drastisch verschlimmere, erläuterte er auf APA-Anfrage.
Lieferengpässe sind laut Müller bei bestimmten Arzneien an der Tagesordnung, besonders während der alljährlichen Grippe- und Erkältungswellen. Allerdings hätten Pharmazeuten vielerlei Möglichkeiten, um momentane Engpässe zu überwinden - beispielsweise könnten in Rücksprache mit dem verordnenden Arzt wirkstoffgleiche Medikamente ausgehändigt werden. Dem Sprecher zufolge verbringen Apotheker pro Tag bis zu zwei Stunden damit, ausverkaufte Medikamente aufzutreiben oder Ersatz zu finden. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) betreibt eine Liste, auf der tagesaktuell nicht verfügbare Medikamente hinzugefügt werden.
Die starke Konzentration der Medikamentenproduktion in Asien habe sich auch während der Corona-Pandemie massiv auf die Versorgungslage ausgewirkt, speziell die Schließung des Hafens von Shanghai aufgrund Chinas strikter Corona-Politik sei deutlich zu spüren gewesen. Das Problem ist Müller zufolge in ganz Europa gut bekannt. So hätte sich die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erst kürzlich für die Einrichtung eines zentralen EU-Medikamenten-Lager ausgesprochen, um im Bedarfsfall auf eine eigene Reserve zurückzugreifen zu können. Apothekerkammer-Sprecher Müller beschwichtigte: "Die Apothekerschaft ist bemüht, aus dem Lieferengpass keinen Versorgungsengpass werden zu lassen."