Wissen/Gesundheit

Coronavirus: Warum gingen Magenblutungen um 40 Prozent zurück?

Der Mitte März in Österreich wegen des Coronavirus vollzogene Lockdown hat offenbar positive Auswirkungen in einem gänzlich anderen Medizin-Bereich zur Folge gehabt.

Die Zahl der Notfälle aufgrund von akuten Magenblutungen in Österreichs Spitälern ging um rund 40 Prozent zurück, erklärte Herbert Tilg, Direktor für Innere Medizin I an der Med-Uni Innsbruck, im APA-Gespräch.

Dies gehe aus einer gerade publizierten Studie hervor. "Wir haben österreichweit 98 Krankenhäuser mit entsprechenden Fragebogen angeschrieben, die Notfallendoskopien durchführen", so Tilg. Von zwei Dritteln der Spitäler seien dann Rückmeldungen eingelangt, darunter von allen Landeskrankenhäusern und Universitätskliniken.

Das Ergebnis: In den drei Wochen vor dem Lockdown am 16. März traten insgesamt 575 Blutungen im oberen Verdauungstrakt (GI) auf (90 Prozent Magenblutungen, zehn Prozent Speiseröhren-/Varizenblutungen).

In den drei Wochen während des Shutdown waren es um rund 40 Prozent weniger, nämlich 341. Im Vergleich zwischen der ersten und letzten Woche des Untersuchungszeitraumes betrug der Rückgang der Magenblutungen sogar 55 Prozent.

Die Zahl der Fälle von sogenannten Varizenblutungen, die auch auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen sind, änderte sich hingegen nicht.

Ruhe und weniger Stress könnten die Gründe sein

Für Tilg gibt es vor allem eine mögliche Erklärung für diese Untersuchungsergebnisse und den "substanziellen Einfluss auf akute Krankheitsbilder": Die aufgrund der Zwangsmaßnahmen verordnete "Ruhe", das "Daheim bleiben" und vor allem der in Folge ausbleibende Stress in Form des Hetzens von Termin zu Termin.

"Wir haben es mit einer dramatischen Änderung unseres Lebensstils zu tun gehabt". Andererseits könne die erzwungene Situation zwar bei vielen Menschen auch psychischen Stress in anderer Form erzeugen. Aber es scheine, dass das Herunterfahren bzw. die Ruhe dem "übergeordnet" gewesen war.

Eine finale Erklärung gebe es aber derzeit nicht, betonte der Mediziner und wies auf die Wichtigkeit weiterer Untersuchungen in verschiedenen Feldern hin.

Dass der signifikante Rückgang der Fälle von Magenblutungen darauf zurückzuführen ist, dass Menschen Angst haben in Corona-Zeiten wegen Infektionsgefahr ein Krankenhaus aufzusuchen, glaubte Tilg eher nicht, denn: "Es handelt sich hier um schwerwiegende Ereignisse und Krankheitsbilder - mit Blut im Stuhl, dem Erbrechen von Blut. Man kann fast immer von einem Notfall sprechen."

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