Wissen/Gesundheit

Coronavirus: Erste Symptome könnten schweren Verlauf anzeigen

Erkrankt jemand an Covid-19, bleibt er anfangs fast immer zu Hause. Selbst Patienten mit schweren Verlauf bleiben statistisch gesehen die ersten fünf Tage im heimischen Bett. Zu lange, glauben Forscher, weil man schon in dieser Zeit gezielte Gegenmaßnahmen setzen kann, um schwere Verläufe zu verhindern.

Dazu muss man natürlich wissen, welche Menschen besonders Gefahr laufen, einen schweren Verlauf zu erleiden. Am bekannten King’s College London  wurden deswegen im Sommer die frühen Symptome und späteren Verläufe in Beziehung gesetzt. Ergebnis: Anfangssymptome sind sehr unterschiedlich, und manche  Kombinationen können einen schweren Verlauf ankündigen.

Dazu muss man wissen: Covid-19 kann viele Organe infizieren -  Lunge, Gehirn oder Gefäßwände. So kann der Zuckerspiegel von Infizierten entgleisen, wenn die Viren auch die Bauchspeicheldrüse infiziert haben. Besonders gefährlich, wenn die Blutgerinnung betroffen ist, was zur Gerinnseln führen kann.

Husten oder Durchfall?

Die gute Nachricht: Beginnt die Krankheit mit Kopfschmerz und Geschmacksbeeinträchtigungen, begleitet von Erkältungssymptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen oder Husten - dann geht die Sache meistens gut aus. Nur knapp 15 Prozent der Patienten mit diesen Anfangsbeschwerden mussten laut Statistik später ins Spital, nur etwa ein Prozent dann auch beatmet werden.

Anders sieht die Sache aus, wenn die ersten Symptome weniger Husten, sondern vor allem  Durchfall oder Bauchschmerzen waren: Jeder vierte dieser Patienten musste ins Spital, jeder Zehnte musste beatmet werden. Ähnliches gilt für Erkrankte, die anfangs vor allem erschöpft oder sogar verwirrt waren.

Sechs Symptomgruppen

Die Wissenschafter machten für die ersten fünf Tage der Infektion sechs Symptomgruppen aus. Erstaunlich: Ihnen gelang es anhand der frühen Symptome bei 80 Prozent der Infizierten vorherzusagen, wer später beatmet werden würde. Man könne Maßnahmen setzen -  „den Zuckerspiegel und die Sauerstoffsättigung überwachen, notfalls auch Infusionen geben, und so verhindern, dass der Patienten überhaupt ins Spital muss oder gar stirbt.

Die britische Studie, an der unter anderem die Geriaterin Claire Steves London beteiligt war, beruht auf Daten zu 1.653 Patienten und ist bisher noch nicht von Fachkollegen begutachtet worden. Hier wird es wohl auch noch zu weiteren Studien kommen müssen. Nach Auswertung ihrer Ergebnisse kommen die Londoner zeigen, wie hoch das Risiko eines schweren Verlaufs bei bestimmten Symptomkombinationen ist.

  1. Erkältungsartige Erkrankung ohne Fieber: Frühsymptome wie  Kopfschmerzen Geschmacksverlust, Glieder- und Brustschmerzen, Husten sowie Halsschmerzen. Hier ist das Risiko für einen schweren Verlauf nur gering; nur 1,5 Prozent müssen beatmet werden.
  2. Erkältungsartige Erkrankung mit Fieber: In den ersten Tagen die gleichen Symptome, plus Heiserkeit. Auffällig: Fieber und Appetitlosigkeit. Das Risiko, eines Tages beatmet werden zu müssen, liegt bei 4,4 Prozent.
  3. Gastrointestinaler Typ: Frühsymptome: Kopfschmerzen, Geschmacksverlust, Appetitlosigkeit, Halsweh, Brustschmerzen. Ganz typisch sind Abwesenheit von Husten, dafür Durchfall. Risiko für eine Beatmung 3,7 Prozent.
  4.  Erschöpfungstyp: Frühsymptome: Kopfschmerzen, Geschmacksverlust, Appetitlosigkeit, Fieber, Heiserkeit, Brustschmerzen. Ganz typisch für diesen Verlauf ist die völlige Erschöpfung. Risiko: 8,6 Prozent.
  5. Der Verwirrungstyp: Frühsymptome: Kopfschmerzen, Geschmacksverlust, Appetitlosigkeit, Fieber, Heiserkeit, Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Brustschmerzen, Erschöpfung. Leitsymptom: geistige Verwirrung. Das Risiko, dass der Patient beatmet werden muss, liegt bei 9,9 Prozent.
  6. Der abdominal-respiratorische Typ: Frühsymptome: Kopfschmerzen, Geschmacksverlust, Appetitlosigkeit, Fieber, Heiserkeit, Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Brustschmerzen, Erschöpfung, geistige Verwirrung. Typisches Leitsymptom: Kurzatmigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen. Hier ist das Risiko sehr hoch:19,8 Prozent werden später beatmet.