Wissen/Gesundheit

Bandscheiben: In welchen Fällen sie Schmerzen verursachen können

Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Bach ist Leiter der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie in der Klinik Floridsdorf in Wien.

Wann muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden?

Jede unserer 23 Bandscheiben besteht außen aus einem Ring an Knorpelfasern und einem gallertartigen Kern in der Mitte. Bei einem Vorfall rutscht der Gallertkern nach vorne und drückt auf einen Nerv. Wird dadurch die Funktion eines Fußes oder Armes stark beeinträchtigt – handelt es sich also um eine höhergradige Lähmung –, ist eine Operation unumgänglich. Das betrifft ungefähr zehn Prozent der Vorfälle. Dabei wird der bedrängte Nerv freigelegt, die Gallertmasse entfernt.

Und bei den anderen?

Gibt es keine derartigen Lähmungserscheinungen, kann man es mit Massagen, Physiotherapie und der Infiltration von Schmerzmitteln versuchen. Der Patient muss aber dazu bereit sein, Zeit in eine solche konservative Therapie zu investieren, und sie muss auch mit seinem beruflichen und privaten Leben vereinbar sein.

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Wann sollte sich eine Besserung zeigen?

Spricht der Patient an, zeigt sich in der Regel nach spätestens rund sechs Wochen eine deutliche Schmerzreduktion. Im Schnitt muss man mit einer dreimonatigen Therapiezeit rechnen. Kommt es zu keiner Verbesserung der Beschwerden, sollte spätestens nach sechs Monaten operiert werden, andernfalls droht der Schmerz chronisch zu werden.

Es gibt Patienten, die haben auch nach mehreren Operationen Schmerzen. Woran kann das liegen?

Tatsächlich gibt es nicht wenige Patienten, die berichten, dass nach einer OP zwar die in Arme oder Beine ausstrahlenden Schmerzen verschwunden sind, dafür aber Rückenschmerzen aufgetreten sind. Hier liegt oft ein Schaden an der Bandscheibe selbst vor: Durch den Austritt der Gallertmasse sinkt der knorpelige Teil mehr und mehr zusammen und kann nicht mehr seine Stoßdämpferfunktion zwischen den Wirbelknochen erfüllen. Reibt dann Knochen auf Knochen, kommt es zu den Rückenschmerzen. Eine derartige Bandscheibendegeneration wird oft durch Bandscheibenvorfälle beschleunigt oder auch erst ausgelöst. Dabei handelt es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild, das aber oft nicht als solches erkannt wird. Behandelt werden dann nur die Bandscheibenvorfälle, aber nicht Bandscheibenabnützung.

Welche Behandlungsmöglichkeit gibt es?

Eine Wirbelsäulenstabilisierung mit einer künstlichen Bandscheibe. Früher war das sehr belastend: Der Eingriff hat fünf bis sechs Stunden gedauert, die Patienten waren danach 14 Tage im Spital. Das hat sich aber radikal verbessert: Heute machen wir das minimalinvasiv mit kleinen Schnitten in ein- bis eineinhalb Stunden, ohne Blutersatz durch Blutkonserven. Der Spitalsaufenthalt hat sich auf zirka fünf Tage verkürzt. Die Ergebnisse sind sehr gut, die Patienten sind anschließend in der Regel schmerzfrei.

Ein häufiges Wirbelsäulenproblem ist auch die Einengung jenes Kanals in der Wirbelsäule, durch den das Rückenmark verläuft

.Auch eine solche „Spinalkanalstenose“ können wir heute sehr häufig minimalinvasiv operieren und dabei den Kanal erweitern. Häufig treten eine Bandscheibenabnützung und eine Wirbelkanalverengung gemeinsam auf, besonders bei älteren Patienten. Dann kann man beides in einem Eingriff beheben.

Telefonsprechstunde mit Dr. Christian Bach:

Fr., 25. 9., 12–13 Uhr, Telefon 01 / 526 57 60.

eMail: gesundheitscoach@kurier.at