Netzhautzellen erstmals aus Stammzellen gezüchtet
Es könnte ein Durchbruch in der Behandlung von altersbedingter Makuladeneration (AMD) sein: Britischen Augen-Spezialisten gelang es, aus embryonalen Stammzellen ein neues Retina-Gewebe zu erzeugen. Damit konnte einem 86-jährigen Patienten, sein Augenlicht wiedergegeben werden. Innerhalb von drei Jahren hatte Douglas Waters seine Sehfähigkeit auf dem rechten Auge völlig verloren. „Jetzt kann ich die Zeitung wieder lesen.“
Nicht alle Patienten leiden an dieser schnell fortschreitenden Form von Makuladegeneration. Häufig verläuft diese Schädigung der Zellen in der Mitte der Netzhaut (Makula) schleichend. Es beginnt oft damit, dass die Betroffenen kleine Schriften nicht mehr lesen können, mit Fortschreiten treten blinde Flecken in der Netzhautmitte auf. Etwa Gesichter sind dann nur mehr schemenhaft erkennbar, das Lesen wird gänzlich unmöglich.
Bisher nicht heilbar
Da AMD bisher nicht geheilt werden kann, erregt die aktuelle Stammzellen-Behandlung großes Aufsehen in Fachkreisen. „Es ist unglaublich aufregend. Wir haben hier eine Vision wahr gemacht“, zeigt sich Netzhaut-Chirurg Lyndon da Cruz vom Moorfields Eye Hospital in London gegenüber der BBC euphorisch. Es sei das erste Mal gewesen, altersbedingt geschädigte Teile des Auges mittels veränderter Zellen zu ersetzen und damit wieder Sehkraft zu ermöglichen.“
Für die neuen Makula-Zellen wurde ein nur sechs Millimeter großes Stück Gewebe verwendet, das in die Netzhaut des Patienten implantiert wurde. Damit es an seinem Platz bleibt, wurde es in eine Art von dünnem Gerüst eingebettet, schreiben die Forscher. Ihre Studie wurde jetzt im Fachmagazin Nature Biotechnology veröffentlicht.
Embryonale Stammzellen haben die Fähigkeit, dass sie sich in jegliche Zellen des menschlichen Körpers verändern können – daher werden seit Jahren große Hoffnungen in die Stammzellenforschung gelegt. In London sollen nun weitere acht Patienten mit Makuladegeneration die Stammzellentherapie erhalten.