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Gefährlicher Kugelbauch

So kann man sich täuschen: Wer sich auf die Waage stellt, aus seinem Verhältnis von Größe und Gewicht den Body-Mass-Index berechnet und dabei als Ergebnis "normalgewichtig" erhält, kann nicht automatisch aufatmen. Im Gegenteil: In einer Studie der Mayo-Clinic hatten Normalgewichtige mit einer zentralen Fettverteilung – also einem richtigen Kugelbauch – das höchste Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit zu sterben. Diese Daten wurden Montag auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München vorgestellt.

Das Forscherteam um Karine Sahakyan hatte 12.785 US-Amerikaner im Alter ab 18 Jahren mehr als 14 Jahre lang immer wieder untersucht. In diesem Zeitraum waren 1138 Studienteilnehmer an einer Herz-Kreislaufkrankheit gestorben. Die Wissenschaftler überprüften den BMI und das Verhältnis von Taille zu Hüfte (je höher dieses ist, desto größer das Gesundheitsrisiko). Fazit: "Die Gesamtsterblichkeit und die Herz-Kreislaufsterblichkeit in der Gruppe mit normalem BMI und hohem Taille-Hüft-Verhältnis war sogar höher als bei Fettleibigen", berichteten die Studienautoren.

"Das Hüftfett ist aus unserer Entwicklungsgeschichte ein guter Speicher für die Geburt und die Stillperiode", sagt Prim. Univ.-Prof. Thomas Stefenelli, Kardiologe am Kaiserin Elisabeth-Spital in Wien. "Das Bauchfett hingegen ist überschüssiges Fett."

Das Bauchfett produziere Enzyme, die gesundheitsschädliche Prozesse in Gang setzen: "Dadurch werden einerseits Entzündungen begünstigt, die das Risiko für die Einlagerung von

Cholesterin in die Gefäße und damit für Arteriosklerose erhöhen. Gleichzeitig steigt durch Wechselwirkungen mit dem Zuckerstoffwechsel auch das Risiko für Typ-2-Diabetes."

Beim Body-Mass-Index alleine gehe das Verhältnis zwischen gutem und bösem Fett etwas unter. "Menschen mit einer Fettverteilung, die dem Apfeltyp entspricht, sollten verstärkt auf ihre Gesundheit achten", betont Stefenelli: "Sie sollten ihre möglichen Risikofaktoren – Gewicht, Bluthochdruck, Cholesterinwerte, Blutzucker – im Auge behalten, um bei Bedarf gegensteuern zu können." Die positive Nachricht: "Mit Bewegung nimmt man zuerst um den Bauch ab, das Taille-Hüft-Verhältnis verbessert sich."

Hochdruckrisiko reduziert

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Wie sich ein gesunder Lebensstil auf den Blutdruck auswirkt, zeigt eine auf dem Kongress vorgestellte finnische Studie: Normalgewicht, moderater Alkoholkonsum, täglich Gemüse und drei Mal wöchentlich Bewegung in der Freizeit senken das Bluthochdruck-Risiko auf ein Drittel – im Vergleich zu jenen Studienteilnehmern ohne einen einzigen dieser vier gesunden Faktoren. Studienautor Pekka Jousilahti "Selbst wer nur ein bis drei gesunde Lebensstilfaktoren aufwies, hatte bereits ein deutlich verringertes Risiko." Zwei Faktoren genügten, um es bei Männern zumindest zu halbieren.