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Neue HPV-Impfung gegen mehr Viren

Hierzulande ist noch der Impfstoff Gardasil gegen die vier gefährlichsten Human Papilloma Viren (HPV) im Einsatz – er schützt zu 70 Prozent vor Gebärmutterhalskrebs. Inzwischen hat in den USA die nächste Generation des Impfstoffs die Zulassungshürden passiert.

"Gardasil 9" soll fünf weitere Stämme aufhalten und damit den Schutz vor Gebärmutterhalskrebs auf 90 Prozent erhöhen. Bei Scheiden- sowie Analkarzinomen steigt die Schutzrate um zehn bis 15 Prozent. Die Wirksamkeitsstudie dazu mit mehr als 14.000 Frauen (200 davon in Österreich) wurde unter Leitung des Wiener Gynäkologen Univ.-Prof. Elmar Joura von der MedUni Wien durchgeführt und jetzt im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht. Bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent, hofft Joura, könnte man Gebärmutterhalskrebs – das zweithäufigste Malignom bei Frauen – eines Tages auf ein Minimum reduzieren.

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Impfprogramm

Österreich ist mit der im Vorjahr eingeführten kostenlosen HPV-Impfung für Mädchen und Buben derzeit Vorreiter in Europa. Etwa 54 Prozent aller Schüler zwischen neun und zwölf Jahren wurden im vergangenen Jahr gegen HPV geimpft. Weltweites Vorbild ist Australien, wo seit umfassenden Impfprogrammen Genitalwarzen um 61 Prozent weniger oft auftreten.

Aus Angst vor Impfschäden sind viele Eltern dennoch verunsichert, ob sie ihre Kinder in so jungen Jahren gegen die über Geschlechtsverkehr übertragenen Viren impfen lassen sollen. Joura argumentiert: "Gerade in diesem Alter spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Später haben die Kinder oft schon Infektionen durchgemacht und der optimale Zeitpunkt ist verpasst."

Mittlerweile wurden weltweit mehr als 200 Millionen Impfdosen verabreicht. "Bei diesen Zahlen haben sich sogar die Impfgegner erstaunlich ruhig verhalten", sagt Joura. Klagen in Frankreich, wonach die Impfung Multiple Sklerose auslösen könnte, wurden durch skandinavische Studien entkräftet: "Dort hat man in großen Untersuchungen gesehen, dass die MS-Rate bei Geimpften und Nicht-Geimpften gleich hoch ist."

Die Zulassung des neuen Impfstoffs in Europa wird für kommendes Jahr erwartet. Dass dieser breitere Impfschutz dann ins Impfprogramm aufgenommen wird, ist laut Joura "langfristig" zu erwarten. Auch, wenn mit dem neuen Impfstoff ein noch besserer Schutz zu erwarten ist, rät Joura Eltern davon ab, darauf zu warten. "Das wäre die falsche Strategie."

Der 70-prozentige Schutz der bisherigen Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs sei nicht zu unterschätzen. "Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Impfung, die 70 Prozent der Brustkrebs-Fälle verhindern könnte."

Schlechte Abstriche

Für Sylvia Groth vom Grazer Frauengesundheitszentrum ist es grundsätzlich wichtig, sich bei jeder medizinischen Maßnahme über Nutzen und Schaden zu informieren – "egal, ob es sich dabei um eine Impfung, ein Medikament oder einen diagnostischen Eingriff handelt".

"Wenn man sich die hohen Impf-Zahlen anschaut, scheint das ein Impfstoff zu sein, der keine gravierenden unerwünschten Nebenwirkungen verursacht." Das heiße aber nicht, dass die Impfung keine Rötungen oder Fieber verursachen kann.

Für Groth ist die Impfung zwar erfolgsversprechend, sie kritisiert allerdings die mangelnde Qualität bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs in Österreich. "Zum einen werden bildungsferne Frauen und jene am Land kaum oder zu wenig erreicht. Zum anderen haben Untersuchungen gezeigt, dass die Qualität und die Auswertung der Krebsabstriche schlecht sind." Sie fordert, dass der Fokus nicht nur auf der Prävention von Gebärmutterhalskrebs liegt, sondern dass auch die Qualität der Früherkennung in den Fokus rücken soll.

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